Essen packt an!

Warm durch die Nacht - Tourbericht 18.12.2015

Es versprach schon von Anfang an, eine angenehme Tour zu werden. Es war trocken und für die vierte Adventswoche anormal warm. So konnten wir in Ruhe die Tour vorbereiten, das Suppenfahrrad richten, Bohneneintopf und Nudel-Tomaten-Topf erhitzen und den Bollerwagen packen, ohne dabei zu frieren oder nass zu werden.
Einige Sachen waren vorbestellt, wir packten aber auch noch warme Jacken und Pullover zusätzlich ein.
Wie gut, dass unser treuer M. uns wieder von Anfang an unterstützte. So waren wir zu viert und die Logistik zum Cafe Nord mit Bollerwagen, Suppenfahrrad, Hackenporsche und einigen Taschen war gut zu schaffen. Schließlich haben wir auf dem Weg zum Nord mehrere Bordsteinkanten zu bewältigen und das vollgefüllte Suppenfahrrad muss dann jeweils angehoben werden, damit es nicht schlabbert.
Am Cafe Nord gesellte sich dann noch Fabi zum Tourenteam und wir wurden schon erwartet. Wir hatten noch gar kein Brot und das heiße Wasser war auch noch nicht da, aber die ersten nahmen schon gerne eine Portion Suppe und umringten den Bollerwagen, um nach Kleidung zu fragen.
Einen Herrn konnten wir mit allerhand ausstatten, Socken, Unterwäsche, Jacke, Isomatte. Zunächst dankbar packte er alles ein. Kurz darauf ließ er seine Blicke schweifen und begann dann plötzlich, für uns ohne ersichtlichen Grund, heftig zu Fluchen mit Kraftausdrücken, die ich hier nicht wiedergeben will. Ich ermahnte ihn gleich, dass wir das nicht dulden, und dass er gefälligst Ruhe geben solle, wo er doch gerade so viel von uns erhalten habe. Vorrübergehend beruhigte er sich, um dann aber am Suppenfahrrad erneut loszulegen. Er wurde immer lauter, schließlich griff er

verbal sogar unseren M. an, der gar nicht wusste, wie ihm geschah. Als Höhepunkt schmiss er dann seine gerade für ihn gefüllte Suppenschale durch die Gegend, sodass sie sich auf Birgits und M.‘s Jacken und am Fahrrad ergoss. Nun war das Maß aber endgültig voll. Unsere Ingrid lief zur Hochform auf und setzte ihm ganz deutlich Grenzen. Sie sagte ihm, dass wir den gleichen Respekt, denen wir ihnen entgegenbringen, auch von ihm erwarten. Kleinlaut und ohne Suppe zog er schließlich von dannen.
Zum Glück blieb es nur bei dieser einen negativen Erfahrung. Danach folgte viel Schönes!

Inzwischen waren auch Vroni und Micha angekommen und brachten wieder reichlich Spenden der Bäckerei Gebr. Förster gbr. Dieses Mal waren besonders viele süße Gebäckteilchen dabei und wir verpackten sie noch schnell in einzelne Tüten, um viele damit erfreuen zu können. Und noch während wir packten, kamen schon die ersten und freuten sich über Süßes zu ihrem Kaffee.
Dann lief vieles gleichzeitig, die einen wollten Kaffee, die anderen brauchten Kleidung oder Hygieneartikel, es war geradezu Fließbandarbeit am Bollerwagen und mit mehreren vom Team einschließlich M., der fleißig half, wurden die Leute versorgt. Aber sie warteten auch geduldig, bis sie an der Reihe waren.
Als wir S. mit einer passenden Hose versorgen konnten bedankte er sich und fragte, ob ich wohl auch den Spendern einmal seinen Dank ausrichten könne. Das versprach ich ihm und setze hiermit mein Versprechen in die Tat um:
Liebe Spender, ohne euch würden wir diese glücklichen Gesichter nicht erleben. Eigentlich schade, dass ihr es selbst nicht erleben könnt, wie man mit ein Paar Socken oder einem Pullover einem Menschen Zuwendung und Würde geben kann!

Ähnliche Szene erlebten wir dann an der Marktkirche. Auch hier erwarteten uns viel hungrige Menschen und auch der Bollerwagen war gleich umringt.
Ein junger Mann, der sich nur in gebrochenem Englisch verständigen konnte, fragte nach Schuhen. Als ich den Notizblock zückte, um seinen Wunsch aufzuschreiben, machte er mit aber schnell klar, dass er das wohl schon bei einer der letzten Touren vorbestellt hätte. Und richtig, in der Tüte mit den vorbestellten Sachen fanden sich tolle Winterschuhe in 45. Die Begeisterung darüber war in seinem Gesicht deutlich abzulesen.

Gleich darauf fragte ein anderer junger Mann nach einem Pullover. Wir durchsuchten einen ganzen Stapel und zunächst sah es so aus, als könnten wir ihm da gar nicht helfen. Seine Enttäuschung sah man ihm an. Doch dann fand sich ganz unten im Bollerwagen doch noch ein schöner warmer Pullover in seiner Größe. Göttlich, zu sehen, wie sich das enttäuschte Gesicht zu einem Strahlen verwandelte.
Er reichte mir die Hand um sich zu bedanken und ehe ich mich versah, erhielt ich sogar einen Handkuss.
;-)

Gleich daneben fiel uns ein Mann mit, ja, einer „Hand voll Fellknäuel“ auf und es war auf den ersten Blick gar nicht auszumachen, um welches Lebewesen es sich dabei handelte. Erst als er es zum Wärmen unter seine Jacke steckte, erkannte ich an diesem kleinen Gesichtchen, dass es sich dabei wohl um einen Mini-Yorkshire Terrier handelte. Das war ein ausgesprochen niedlicher Anblick. Und als der Mann seine Suppe aß und ihm den Löffel einmal vor das Näschen hielt, begann dieser tatsächlich, unsere Suppe zu kosten.
:D

Viele Gespräche waren möglich, erschütternde und belastende Schicksale, die sie bei unseren Teamern abluden. Das Bedürfnis war bei allen groß, einmal darüber zu reden und ich glaube, das Treiben vom Weihnachtsmarkt ringsum und diese gesamte Vorweihnachtszeit trägt bei manchen zusätzlich dazu bei, dass sie ihre Situation derzeit besonders traurig empfinden.

Einen jungen Mann konnten wir mit einer Wolldecke glücklich machen. Für unser Empfinden wären eigentlich auch Socken und Schuhe nötig gewesen, aber er läuft grundsätzlich barfuß durch die City und scheint da abgehärtet zu sein. Wenn dann doch noch Winterwetter kommt, sieht er das ja vielleicht anders und wir können ihm dann noch Warmes für die Füße angedeihen lassen.

Unseren M. konnten wir mit einer schicken neuen Jacke versorgen. Schließlich war seine ja verschmutzt durch den Zwischenfall am Anfang der Tour. Und diese Jacke hatte er sich nun wahrlich durch seine emsige Mithilfe verdient!

Der Weihnachtsmarkt war sehr voll und dadurch wurden auch viele Passanten auf uns aufmerksam. Geduldig beantwortete unser Micha ihre Fragen und führte lange Gespräche, in denen immer wieder Thema wurde, dass in unserer schnelllebigen Zeit mit Internet, Handy und dem hohen Anspruchsdenken Vieler eine Aktion wie die unsere ja eine besondere Ausnahme sei. So konnten wir uns auch über mehrere großzügige Spenden freuen.

Mit fast leerem Bollerwagen und komplett geleerten Suppenbehältern machten wir uns auf den Rückweg und am Ende waren wir uns alle einig im Team, es war eine schöne Tour mit vielen schönen Szenen, die uns in Erinnerung bleiben werden. Da ist der Stress am Anfang schnell vergessen.
Und ja, ich habe immer wieder das Gefühl, dass ich nach jeder Tour ein Stückchen reicher nach Hause komme.
:-)


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