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Warm durch die Nacht - Tourbericht 03.01.2017 von Schmuseflummi.de

zur Gertrudiskirche zur Tour. Gott sei Dank bekam ich einen Parkplatz in Sichtweite, so dass ich meinen mit Hundefutter, Milchbrötchen und warmer Kleidung beladenen Bollwerwagen nicht weit ziehen musste. Bei meinem Eintreffen war schon echt viel los, viel mehr, als beim letzten Mal. Ich habe es aber schon geahnt, weil die annahende Kältefront mehr und mehr zu spüren war. Heiße Suppe schlürfend, es gab Gemüseeintopf mit Hühnchenfleisch vom #Sengelmannshof, warteten die ersten schon auf warme Kleidung. Thorsten hat derweil schon ordentlich Socken, Mützen und Handschuhe verteilt, ich hatte Jacken, Pullover und Hosen im Schlepptau. Auch Äpfel und Bananen wurden sehr gerne angenommen.

Ich wurde auch gleich mit den ersten positiven Erlebnissen konfrontiert, in dem ich bekannte Gesichter letzter Woche gesehen habe und ich auch sofort erkannt wurde. Die Freude auf der anderen Seite war sichtlich groß, als sie gemerkt haben, dass ich sie ebenfalls erkannt habe und die, die ich bereits mit Namen kannte, auch so gegrüßt habe. Eine Wiedersehen gab es auch mit einer 19 Jährigen Dame, die von mir letzte Woche eine gefütterte Jacke bekam und diese auch immer noch trug. Das war für mich ein Zeichen absoluter Wertschätzung. "Boah toll, mit der Jacke werde ich vom RTW nicht mehr aus dem Aufzug geholt", sagte sie letzte Woche. Worte, die man nicht vergisst, wenn ein 41,5 kg leichtes Geschöpf vor einem steht.

Neben dem ganzen Trubel an der Getrudiskirche lernte ich auch einen Reporter von #RadioEssen kennen. Er sprach mich an, ob er mir ein paar Fragen stellen dürfte, weil ihm zugetragen wurde, dass diesmal sehr viel neue dabei sein würden und wie oft ich schon dabei gewesen wäre. Es wäre toll, auch mal die Dinge aus der Sicht einer Frau zu hören. Man war ich aufgeregt, dann neige ich auch immer, sehr schnell zu reden. Ich hoffe der gute Mann kann was davon verwerten :-) Meinen Respekt an ihn, er ist die ganze Tour mitgelaufen! Ob er wohl heute Muskelkater hat?!

Weiter die Kettwiger Strasse hoch, an der Rathausgalerie lernte ich Giletti kennen. Ein 12 Jahre alter Jack Russel Terrier und ganzer Stolz seines Besitzers. Auch hier hat sich mal wieder bestätigt, dass das Wohl der Hunde auch bei Bedürftigen im absoluten Vordergrund steht. Gilettis Herr achtet ganz besonders auf die Ernährung und füttert ihm, liebe Leser, tatsächlich rohes Fleisch und Gemüse! Da ging mein Herz noch mehr auf, als er sagte: "Der wird gebarft, viele wissen nicht was das ist, aber das ist das Beste, was man einem Hund füttern kann" Wie genau er das umsetzt konnte ich nicht erfragen, aber rohes Fleisch gibt es zu kaufen und in Babygläschen hat man püriertes Gemüse. "Der bekommt aber nur einmal am Tag" sagte Gilettis Herr. Für mehr wird es wahrscheinlich nicht reichen. Weil ich das so toll fande, habe ich ihm gesagt wer ich bin und ob ich bitte ein Foto für meine Seite haben dürfte. "Ja natürlich" erwiederte er voller Stolz! Giletti bekam von mir ein paar Dosen Futter, ich habe ein paar Terra Canis Dosen gespendet bekommen. Und ein Kaninchenohr, das bekam er auch. Giletti wusste wohl sehr schnell, dass ich die Futtertante bin, denn ich musste echt aufpassen, dass er nicht im Bollerwagen mitfährt. Als wir mit der Truppe weiterzogen, ist er mir noch eine Weile hinterhergelaufen :-)

Was mir an der Rathausgalerie diesmal aber aufgefallen ist, waren die Blicke anderer Passanten. 22 grüne Westen fallen schon auf. Und der klirrenden Kälte wegen war auch der Zulauf der Bedürftigen diesmal sehr groß. Das muss schon ein imposantes Bild von aussen gewesen sein. Zumindest möchte ich es imposant nennen, aber ich möchte mich täuschen, wenn es nicht doch einige "skeptische" Blicke gab. Abwertend möchte ich nicht schreiben, auch wenn es sich so angefühlt hat. Es haben uns aber auch ein paar Interessenten angesprochen, was wir hier machen. Das war schön :-)

Oben am Bahnhof kam dann die ganze Breitseite der Kälte. Wiedereinmal habe ich es zuschätzen gewusst, dass ich ein warmes zu Hause habe und mir sofort einen heissen Tee machen und mich heiß abduschen kann, um mich dann in ein warmes, weiches Bett zu legen, während andere Menschen bei Minusgraden auf hartem Boden, ungeschützt von Wind und Wetter, schlafen müssen. Wer an dieser Stelle sagt, in Deutschland muss niemand ohne Dach über dem Kopf sein, hat prinzipiell recht. Doch möchte ich an dieser Stelle gerne mal auf eine Tour einladen, um die Geschichte einzelner zu verstehen und zu kennen. Denn auch ich habe mittlerweile das ein oder andere Erlebnis erzählt bekommen, weshalb man auf der Strasse lebt. Ich denke, die Beweggründe oder Schicksale werden meinen Erfahrungsschatz bald noch weiter aussfüllen und mein Verständniss erweitern.

Auf dem Rückweg wurden wir dann tatsächlich mit der Realität noch stärker konfrontiert. Trotz dicker und warmer Kleidung hatten wir Eiskalte Füße und mir schmerzten die Fingerspitzen vor Kälte. Während wir die Kälte spürten und die Kraft so langsam schwand, trafen wir auf dem Rückweg immer wieder unter freiem Himmel schlafende, wie sie bedürftig ihr Nachtlager hergerichtet haben.

Mehr und mehr wird mir klar, dass man während des täglichen Geschehens in der Innenstadt in der Vergangenheit nicht mitbekommen hat, wie viel Menschen es ohne Dach überm Kopf gibt. Mittlwerweile gehe ich mit immer offeneren Augen durch die Strassen um zu sehen, wie viele Menschen es eigentlich gibt, die ohne festen Wohnsitz leben. Es gibt mir wirklich zu denken, denn die Zahl der Obdachlosen ist echt hoch.

In diesem Sinne werde ich weiter mitstiefeln und mich über jeden freuen, den ich mit meinem Bericht erreiche und dazu motivieren kann, auch nach einem langen Arbeitstag, mal mitzukommen. Denn Feierabend und ein weiches Sofa ist Luxus, über Müdigkeit des harten Tages auf dem weichen Sofa liegend zu klagen, ein Luxusproblem.

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