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Warm durch die Nacht - Tourbericht 09.04.2015

 

Nun waren wir vollzählig und es konnte losgehen. Wir hatten Mühe, bei dem Tempo von Albino mit dem Suppenfahrrad dann auch mit unserem Bollerwagen mitzuhalten.

Wir kamen bis zur Marktkirche, wo wir das Suppenrad erst mal stationierten und das Austeilen begannen. Schnell waren wir umringt von Leuten, die uns teilweise sehr freundlich begrüßten und ganz gespannt waren, was es denn heute wohl gäbe.

Sehr schnell fiel mir auf, wie bescheiden die Leute sind.  Jawohl, sie nehmen nur das Nötigste an. Diese Gier, die einem sonst in anderen Bereichen so oft begegnet, die gibt es hier nicht. Niemand nimmt mehr als er braucht. Wenn man, weil man die Übersicht verloren hat, jemandem ein zweites Mal anbietet, sich doch Brot oder Brötchen zu nehmen, dann wird gleich ganz ehrlich gesagt „ danke, ich hab doch schon, lass das mal für die Anderen!“  Da fallen die wenigen Nörgler („wie, kein Maggi, nee, Linsensuppe mag ich nicht, habt ihr keine Margarine“) gar nicht ins Gewicht.

Gleich fällt mir auf, mit welchen unterschiedlichen Menschen und Schicksalen man es hier zu tun bekommt: die einen, denen man ihre Lebenssituation schon gleich auf den ersten Blick ansieht, oft unter Alkohol- und Drogeneinfluss und dann andere, von denen man nie geglaubt hätte, dass sie auf der Straße leben, gepflegt, sauber und betont höflich. Besonders geschockt aber war ich, als wir mit einer suchtkranken jungen Frau ins Gespräch kommen. Sie wirkt völlig übermüdet, zittert, ist ausgesprochen dünn und blass und dann erzählt sie: seit 9 Tagen hat sie nichts warmes mehr gegessen, wird von einem Amt zum nächsten geschickt, hat nun die nötigen Unterlagen, um wenigstens für die nächste Nacht einen Notschlafplatz zu bekommen. Sie ist Mutter eines 14 jährigen Sohnes, der aber in einer Einrichtung untergebracht ist. Sie hat nicht mal das Geld, um mal mit ihm zu telefonieren und nun ist sie ungewollt wieder schwanger, im vierten Monat. 

Dann sprachen wir auch mit G., der so dankbar war, dass er sich spontan anbot, am Freitag zu helfen und das Suppenfahrrad zu schieben. Ich bin gespannt.

 

Nun ist der erste Suppenbehälter leer, wir lassen ihn ausspülen und füllen Nudel-Tomatensuppe aus Dosen neu ein.

Ein junger Mann kommt auf uns zu und fragt interessiert nach, von welcher Organisation wir kämen. Ganz begeistert  von dem Projekt endet dieses Gespräch mit einer Spende. 

Ich weiß nicht, wie viele Leute wir an der Marktkirche versorgt haben, aber 20-25 mit Sicherheit.

Als alle zufrieden sind, ziehen wir weiter. Bei ehemals Baedecker legen wir eine Zwangspause ein. Die Gasflasche muss ausgetauscht werden und die neu eingefüllte Suppe soll schnell heiß werden.

Die Stadt ist wohl leerer als sonst, denn erst etwas unterhalb vom Willy-Brand-Platz treffen wir auf P. der sich dort von uns versorgen lässt, weil er gerade erst dort Platz genommen hat und zu müde ist, uns bis zum Aufzug zu begleiten. Für seinen Kumpel besorgt er gleich mit, der käme gleich, wäre nur kurz zur Toilette.

Am Aufzug treffen wir einige an, die sich mit Brot und Suppe versorgen lassen. Auch hier  besondere Begegnungen: ein junger Mann, der erst kürzlich seinen Vater verloren hat und in seiner Trauer nun nicht mehr in der Lage ist, etwas zu essen. Nach längerem überreden nimmt er von uns wenigstens einen Kaffee an. Und dann J., mit diesem sympathischen Gesichtsausdruck und dieser Dankbarkeit für alles was man für ihn tut und was man ihm anbietet. Im Gespräch merkt man, wie gebildet, interessiert und belesen er ist. Beeindruckend!

Nun geht‘s weiter zur Platte. Wir treffen einen jungen Mann wieder, der an der Marktkirche schon eine Portion bekam. Nur sehr zögernd, dann aber sehr dankbar nimmt er nun noch einen Nachschlag, denn er hatte durchaus noch Appetit und Hunger. „Ich kann immer essen. Eigentlich ist alles o. k., mein Problem ist nur, dass ich nicht mit Geld umgehen kann“. Ich muss fast ein wenig schmunzeln und mich beeindruckt seine offene und ehrliche Art. Ein junges Mädchen nimmt ebenfalls eine Suppe an, alle anderen lehnen dankend ab, schlafen zum Teil schon.

Im Tunnel fällt uns ein Flaschensammler auf, dem wir ebenfalls Suppe anbieten. Er lehnt dankend ab, erzählt, er habe durch eine Krankheit sehr stark abgenommen und würde demnächst seine Kleidung zur Platte bringen, um die anderen damit zu versorgen. Die anderen Organisationen würden die Kleiderspenden ja nur schreddern, das sähe er nicht ein, dann brächte er sie lieber hierher.

Und da ist sie wieder, die Bestätigung, dass Menschen, die selbst kaum etwas haben das Teilen noch beherrschen!

Auf dem Rückweg treffen wir dann doch noch auf einzelne, die sich gerne eine Suppe mit Brot geben lassen. 

Ein Mann provozierte einen anderen, suchte offensichtlich Streit aber Vroni  verhinderte geschickt eine Eskalation, indem sie dem anderen riet, sich besser vom Acker zu machen. Problem gelöst. 

Und dann kommen ein älterer Mann mit einer jungen Frau, sie in Tränen aufgelöst. Der Mann hatte wohl vorher schon sich ihrer angenommen und sie getröstet. Er nimmt nun eine Suppe und versucht, sie zu überreden, ebenfalls etwas zu essen und sich von uns Brot geben zu lassen. Als wir ihr ein Päckchen überreichen, mit weichem Brot, strahlt sie plötzlich über das ganze Gesicht. Am Ende will Vroni ihr auch noch Tempo-Tücher geben „Wenn du noch mal weinen musst, aber jetzt wird nicht mehr geweint!“ Und dann kam der Satz von dem Mann, der uns allen runterging wie Honig: „ Die Tränen habt ihr ihr doch jetzt schon getrocknet!“  

Das war dann eigentlich der krönende Abschluss des Abends. Es folgten dann noch die üblichen Reinigungsarbeiten des Suppenfahrrades, die sich etwas schwierig gestalteten, weil in dem Moment das Licht am Altersheim ausgeschaltet wurde. Ein Pfleger, der uns dann die Türe öffnete, motzte ein wenig, dass wir so spät, und dann auch noch mitten in seiner pflegerischen Tätigkeit kämen, aber das alles konnte uns die Stimmung nicht mehr rauben. Wir waren alle zwar kaputt, aber auch sehr zufrieden. War eine tolle Tour! Und heute: auf ein Neues!