Warm durch die Nacht - Tourbericht 7.2.2017 von Sandra
dem Nachschub aus dem Hauptlager. Heute hatten wir insbesondere die Bestellungen der letzten beiden Touren dabei, die ordentlich eingetütet und beschriftet auf ihre neuen Besitzer warteten.
Als wir mit allem fertig waren, ging es zu unserer gewohnten ersten Station vor der Gertrudiskirche. Die ersten warteten dort schon auf uns, sodass wir gleich beginnen konnten, den heißen Eintopf auszugeben. Auch Heißgetränke waren sehr gefragt und passgenau zum Erkältungswetter hatten wir reichlich Vitamine dabei: Vom Neujahrsempfang der Bündnis 90 / Die Grünen Essen, hatten wir eine große Menge frischer Bananen erhalten, dazu gab es noch Äpfel, beides wurde sehr gerne angenommen. Vor der Kirche erhielten wir wieder Brötchen, die wir zur Suppe servieren konnten, sowie abgepacktes Brot und Aufschnitt, die wir den OFWlern für ein späteres Mahl mitgeben konnten.
Besonders gefreut haben wir uns auch über unsere beiden vierbeinigen Gäste, für die wir natürlich auch etwas dabei hatten. Es ist immer wieder rührend zu sehen, wie sehr die Obdachlosen um das Wohl ihrer Tiere bemüht sind. „Meine Kleine kommt immer zuerst!“ habe ich nicht zum ersten Mal gehört.
Weiter ging es dann zur nächsten Station am Porscheplatz vor Toskani. Schön ist, dass wir immer wieder von Passanten angesprochen werden, die gerne wissen möchten, wie auch sie helfen können oder uns mit netten Worten bedenken. Mit unseren Suppen und Eintöpfen haben wir in der Regel für jeden etwas dabei, heute allerdings fiel uns ein Bedürftiger auf, der sehnsüchtig zur heißen Suppe schaute, sich aber keine holte. Auf unsere Rückfrage kam heraus, dass er keine Hülsenfrüchte verträgt. Gut, dass wir auch dafür eine Lösung parat hatten: In unserem Getränkewagen haben wir immer auch Gemüsebrühe und verschiedene Tassensuppen, sodass wir ihm eine ordentliche Portion zubereiten konnten, was ihn sehr gefreut hat.
Die dritte Station des Abends war dann wie immer die Hauptpost am Hauptbahnhof. Auch hier verteilten wir reichlich Eintopf und Heißgetränke. Ein neuer Gast war eine junge Frau, die anscheinend gerade erst in die Situation der Wohnungslosigkeit geraten war. S. besaß nur noch das, was sie am Leib trug und wusste nicht, wo sie die Nacht über bleiben soll. Die Bestürzung über ihre Situation war ihr anzumerken, noch dazu fror sie erbärmlich. Glücklicherweise war in dieser Nacht das DRK-Zelt des DRK Essen Borbeck („Kältebrücke“, in Zusammenarbeit mit dem Streetworking von Essen packt an) geöffnet! Ihre Erleichterung war deutlich spürbar, als wir ihr vorschlugen, die Nacht dort zu verbringen. Marvin rief umgehend den Fahrdienst an und vereinbarte ihre Abholung. Da wir wussten, dass sie dort eine Grundausstattung mit Schlaf- und Rucksack erhalten würde, haben wir ihr noch eine Tüte mit Snacks und Hygieneartikeln in die Hand gedrückt. Gerne hätten wir ihr auch Kleidung zum Wechseln gegeben, aber leider hatten wir keine so kleine Damenbekleidung dabei und so werden wir ihr nun ein Paket zusammenstellen und schnellstmöglich zukommen lassen. Wir alle waren sehr froh, dass wir S. heute diese Lösung anbieten konnten, denn so schwer es auch ist, ein männlicher Obdachloser zu sein, Frauen trifft dieses Schicksal noch einmal härter!
Ein weiterer Gast war ein Obdachloser, der vor lauter Hunger ganz zittrig war. Nach zwei Portionen Eintopf ging es ihm deutlich besser und wir haben ihm dann noch Schokolade und Bananen für später eingepackt.
Nachdem wir die letzten versorgt hatten, endete auch diese Tour. Bei aller Ungemütlichkeit, die uns das Wetter an einem solchen Abend bereitete und sich Kälte und Feuchtigkeit ihren Weg durch alle Kleidungsschichten bahnten, war uns eins klar: Es sind gerade diese Abende, an denen unsere Hilfe besonders benötigt wird! Auch wenn wir vielleicht etwas bedröppelt ausgesehen haben – unser Lächeln kommt immer von Herzen und die Dankbarkeit der Bedürftigen wärmt uns wunderbar auf.