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Warm durch die Nacht - Tourbericht 21.02.2017 von Sandra

erkrankt (An dieser Stelle von uns allen eine schnelle und gute Genesung!) und so musste sie schnell für Ersatz sorgen. Haus Reichwein sprang hilfsbereit ein und hat zur Abwechslung keinen Eintopf, sondern Nudeln mit Würstchengulasch zubereitet. Vielen Dank für diesen spontanen Einsatz! Wie schön, dass wir so ein gutes Netzwerk von Köchen und Restaurants haben!

Ich eilte der Gruppe schnell hinterher, schnappte mir eine grüne Weste und schon ging es los mit der Ausgabe, denn die ersten Gäste warteten bereits auf uns. Das Würstchengulasch kam super an und wir servierten die ersten Portionen zusammen mit den Brötchen, die wir wieder von der Kirchengemeinde erhalten haben.
Leider konnten wir das Tourbuch nicht finden und so hatten wir zwar einige ordentlich beschriftete Bestellungen dabei, aber es fehlte etwas an Überblick. Im Tourbuch notieren wir nämlich immer, wer genau was benötigt und was wir schon an wen herausgegeben haben. So versuchen wir alles im Blick zu behalten und dafür zu sorgen, dass jeder bekommt was er benötigt und wir nichts doppelt herausgeben. Doch auch mit Tourbuch ist dies nicht immer einfach.

Heute kam in diesem Zusammenhang ein nicht ganz einfaches Thema auf: Wer ist überhaupt befugt, unsere Leistungen zu erhalten? Wir konzentrieren uns zwar schwerpunktmäßig auf die sogenannten OFWler, also Menschen ohne festen Wohnsitz, kümmern uns aber natürlich auch um andere Bedürftige, die zwar vielleicht eine Wohnung haben, denen es aber ansonsten an vielem fehlt. Viele dieser Menschen kennen wir mittlerweile, weil wir sie regelmäßig treffen und über ihren Hintergrund informiert sind, aber immer wieder kommen auch neue Gesichter und bitten um Hilfe.
Wir müssen dann in kürzester Zeit beurteilen, inwiefern wir helfen können. Einen Kaffee oder eine Suppe kann man einfach herausgeben, aber wertvolle Sachspenden wie z.B. Trekkingrucksäcke oder Schlafsäcke müssen sorgfältig verwaltet und an diejenigen vergeben werden, die es am nötigsten brauchen.
Wie geht man da am besten vor? Schauen, wie jemand gekleidet ist? Klappt manchmal, aber nicht immer. Mit den Personen sprechen, um mehr zu erfahren? Auf jeden Fall, auch wenn das nicht vor Fehlinformationen schützt und wir bei Sprachproblemen auch schon mal an Grenzen stoßen. Und da wir alle Menschen sind, urteilt auch jeder nach seinem Bauchgefühl, vielleicht auch nach Sympathie oder anderen nur allzu menschlichen Faktoren.

Und so kam es am heutigen Abend zu einer Unstimmigkeit unter uns, ob ein uns unbekannter Mann nun einen Schlafsack und einen Rucksack erhalten soll oder nicht. Die Situation war nicht einfach, denn der Mann war sehr enttäuscht, dass wir ihm zunächst nicht alle seine Wünsche erfüllen wollten und zeigte diese Enttäuschung auch deutlich. Simone ist mit ihm dann nochmal ins Gespräch gegangen und konnte so mehr über ihn erfahren, z.B., dass er tatsächlich obdachlos gemeldet ist. Wir haben uns dann gemeinsam beraten und zusammen entschieden, dass wir ihm einen der wenigen Schlafsäcke geben wollten, die wir dabei hatten.
Ich empfinde diese Vorgehensweise IM TEAM als sehr sinn- und wertvoll, denn mancher Tourengänger, wie z.B. Simone, hat einfach mehr Erfahrung als vielleicht ein anderer und der Rat der Gruppe ermöglicht auch, das eigene Urteil nochmal zu überdenken. Und letztlich ist uns wichtig: Lieber einmal etwas zu viel herausgegeben als einmal zu wenig!

Ich war dennoch erleichtert, als wir auf dem Weg zur nächsten Station in Erfahrung bringen konnten, wo denn nun unser Tourbuch abgeblieben war. Und so ist Marvin schnell zur Garage geflitzt, um es dort doch zu finden und zu holen. Das hat die restliche Tour sehr erleichtert.
Auch an der zweiten Station verteilten wir reichlich Würstchengulasch, Süßigkeiten, Heißgetränke und Hygieneartikel. Ein netter Passant hat uns noch 5 € in die Sammelbüchse gesteckt und nachdem wir alle Gäste versorgt hatten, zogen wir weiter Richtung Hauptbahnhof.
Auf dem Weg dorthin hielten wir bei einem unserer Stammgäste. Da er kein Schweinefleisch essen kann und somit leider auf das Würstchengulasch verzichten musste, zauberten wir eine doppelte Portion Tütensuppe aus dem Wagen und konnten so auch ihn mit einer warmen Speise versorgen. Im Cafe Solo Essen Kettwiger Str. durften wir netterweise unsere bereits geleerten Thermoskannen auffüllen und waren bereit für unsere letzte Station an der Post.

Während alle Helfer fleißig bei der Arbeit waren, schaute ich mir unsere Truppe an der Post so an und musste wieder einmal feststellen, dass es nicht nur der Umgang mit den Bedürftigen ist, sondern auch mit den vielen verschiedenen Helfern in unserer Gruppe, der das Ehrenamt bei „Warm durch die Nacht“ so erfüllend macht. Tourengehen ist manchmal ganz schön anstrengend, vor allem bei sehr kaltem oder nassem Wetter. Und dennoch tut es sehr gut!
Die Gespräche mit den OFWlern und den Helfern erweitern den eigenen Horizont und auch wenn wir vielleicht mal die eine oder andere Unstimmigkeit miteinander ausfechten müssen, so haben wir doch meistens sehr viel Spaß miteinander!
Wir sind Altenpflegerinnen, Rentner, alleinerziehende Mütter, Taxifahrer, Museumsmitarbeiter, Schüler, Geflüchtete, Podologinnen, Friseurinnen und vieles mehr. Kurzum: Wir sind ein bunter Haufen, ein Querschnitt der Bürger Essens. Und wir packen gerne an! Komm doch einfach mal vorbei, wenn du uns und unsere Arbeit kennenlernen möchtest!


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