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Unwetter Zentrale

Warm durch die Nacht - Tourbericht 14.03.2017 von Petra

uns seinen neuen Hoodie in königsblau zu präsentieren. Hotti zog seinen, den ich ihm mitgebracht habe, direkt über und freute sich, dass er so gut passte. Kurz drauf gesellte sich Jacky, ebenfalls in ihrem neuen Hoodie, zu uns.
Udo zeigte mir eine Riesentasche gefüllt mit Süßigkeiten vom Karnevalsumzug. Die brachte Svenja Schulz uns mit ihrem Sohn. Vielen lieben Dank für die großzügige Spende des kleinen Mannes!

Als Sandra kam und die Bollerwagen nebst Hygiene- und Getränketrolleys und das Suppenfahrrad bestückt waren, zogen wir los in Richtung Gertrudiskirche. Dort warteten schon Sabine, Hoger, Robert und viel hungrige Mäuler auf uns. Sabine hatte ein paar Flaschen Mineralwasser im Gepäck, da die OFWler auch neben Kaffee und Tee gerne mal etwas Kaltes trinken. Heute herrschte großer Andrang. Eine tolle Überraschung war es, als Kathi von der Flüchtlingshilfe mit zwei Schützlingen kam und uns ganz viel Duschgel mitbrachte. Auch hier lieben Dank!

Wir schauten, dass alle einen „Job“ bekamen, sei es beim Getränkeausschank, am Suppenfahrrad oder der Kleiderausgabe. Sandra und ich standen hinter den Bollerwagen mit der Kleidung, als ein älteres Pärchen auf uns zukam. Der Herr zog an einer Jacke in unserem Wagen, worauf wir ihn fragten, ob er ein Zuhause habe. Er sagte: “Romania“ und verstand nicht, was wir meinten. Seine Frau trug einen langen Rock und mehrere Strickjacken übereinander. Sandra meinte, sie würden schon bedürftig bzw. ärmlich aussehen. Der Herr trug eine längere Winter-Wolljacke und ich sah jetzt nicht unbedingt den Bedarf einer Jacke für ihn. Das führte zu einer kleinen Diskussion unter uns, die mir später eine schlaflose Nacht bescheren sollte. Wir zeigten den beiden das Suppenfahrrad und gaben ihnen durch Gesten zu verstehen, dass sie dort etwas zu essen bekommen. Das hatten sie verstanden und kurz drauf löffelten sie zufrieden ihre Suppenschälchen leer.

Nachdem alle versorgt waren, zogen wir weiter Richtung Standort Toscani. Dort gesellten sich noch mehr Helfer wie Frank, Marvin, Mohamed und Adham zu uns. Durch die vielen Helfer konnte ich mich mehr dem Streetworking widmen. Ein junger Mann erzählte mir seine Geschichte, seit wann und warum er auf der Straße lebt, dass er eine kleine, 5-jährige Tochter habe und dass er von den Drogen wegkommen möchte und, so schnell es geht, wieder ins normale Leben zurückkehren wolle. Ich bot ihm unsere Hilfe an und er gab mir seine Handynummer. Unsere Katharina von der Obdachlosenbotschaft hat bereits mit ihm telefoniert. Ich hatte den Eindruck, dass ich M. alleine durchs geduldige Zuhören eine kleine Last vom Herzen genommen habe. Am Ende unseres Gesprächs habe ich ihn umarmt und ihm versichert, dass wir für ihn da sind. Wir hatten beide glasige Augen. Er begleitete uns noch bis zur Post und bedankte sich immer wieder bei mir. Drücken wir ihm die Daumen!

Vor der Post konnten wir noch die neuen Schuhe verteilen und viele OFWler mit Klamotten versorgen. Ein Obdachloser, der extrem kaputte Schuhe hatte, konnte sich leider nicht über die neuen freuen. Als ich ihn vorsichtig an seinem Schlafplatz ansprach, bekam ich eine wirre Schimpftirade ab. Besonders dieser Herr war sonst immer äußerst freundlich und höflich zu uns. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich geschockt und überfordert mit dieser Situation. Nahm es ihm aber nicht übel. Ich sagte ihm, dass ich seine Meinung akzeptiere und wir ihn einfach in Ruhe lassen und ihn nicht mehr ansprechen werden. Wenn er etwas bräuchte, wisse er ja, wann und wo er uns finde. Die Schuhe hebe ich auf jeden Fall für ihn auf. Irgendetwas ist ihm an diesem Tag über die Leber gelaufen. Zum Glück ist nicht jeder Tag gleich.

Als ich zu unserer Truppe zurückkehrte, bemerkten die anderen sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte. Frank nahm mich in den Arm und ich erzählte ihm von meinem Erlebnis mit Herrn G. „Ach Hase“, sagte er, „ vielleicht hat er etwas eingenommen oder schon geschlafen. Nimm es nicht persönlich. Beim nächsten Mal sieht es wieder anders aus.“

Diese Menschen, unsere Truppe, sind etwas ganz Besonderes. Ich kann es nicht erklären. Man spürt einfach diese Wärme, diese riesengroßen Herzen! Wir kennen uns alle nicht sehr lange und wissen auch nicht viel voneinander. Dennoch haben wir so viel gemeinsam und uns alle sehr lieb. Es hört sich vielleicht bekloppt an, aber wir sind eine ganz besondere Spezies, mit dem Drang, Gutes zu tun, ein wenig die Welt zu verändern und vor allem ein wenig Liebe, Wärme und Geborgenheit an Bedürftige zu geben.
Ich z.B. habe einen Vollzeitjob, 2 Kinder(darunter ein Pubertier), einen Lebensgefährten mit 5 Kindern und einen großen Haushalt mit Garten. Dazu eine riesengroße Familie und viele Freunde und Bekannte. Ihr glaubt nicht, wie viele mich für bekloppt erklären, dass ich mir dieses hier auch noch „aufhalse“.
Klar habe ich viel um die Ohren. Aber ganz ehrlich, EPA ist für mich eine Herzenssache und die Erfüllung, die mir noch im Leben fehlte! Es ist mein Ausgleich! Meine Tochter jammert gerne, wenn ich abends „schon wieder“ losziehe. Ich erkläre ihr dann, dass ich sicher bin, dass es ihr gut geht und sie versorgt ist, während ich mich ein paar Stündchen um Menschen kümmere, die nicht versorgt sind. Mein Freund lässt mich gewähren, würde mich aber nicht unbedingt begleiten wollen. Okay, akzeptiert.
Umso schöner ist es, wenn ich auf Markus, Sandra, Frank, Gudi, Hotti, Jacky, Udo, Sabine, Marvin, Simone, Jane, Ute, Apri, Melanie und alle anderen treffe, die genauso ticken wie ich! Ich möchte sie alle nicht mehr missen. Wir sind eine große Familie, wo jeder bedingungslos für jeden einsteht! Ohne groß herumzulabern! Einfach anpacken!

Mit vielen kreisenden Gedanken bin ich, wie immer nach einer Tour, irgendwann spät, aber glücklich eingeschlafen!

Bis zum nächsten Mal
Petra