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Warm durch die Nacht - Tourbericht 04.01.2016

Als wir an der Porschekanzel ankamen warteten schon einige Menschen auf uns, saßen unter den Vordächern auf dem Boden. Kaum unseren Fuhrpark in Position gebracht, ging die Versorgung mit allem was wir hatten weiter. Alle waren beschäftigt, nur gut, dass wir mit so Vielen vor Ort waren. 
In dem Trubel fiel uns dann eine junge Dame auf, sie saß etwas abseits von uns auf dem Boden, einen leeren Kaffeebecher vor sich aufgestellt. Als wir sie ansprachen ob wir etwas für sie tun könnten lehnte sie zunächst schüchtern ab. Aber wer wären wir, wenn wir nicht am Ball blieben „wink“-Emoticon. Also nochmal hin zu ihr, und dann konnten wir sie zu einer Decke überreden. Nachdem sie etwas auftaute war auch heißer Kaffee bei ihr angesagt, und sie begann sich unsere Kleiderspenden anzusehen. Auffällig für uns war, dass sie immer wieder mit den Tränen rang und sich dabei wegdrehte. Vorsichtig kamen wir mit ihr ins Gespräch und das war gut so. Ihr Lebensgefährte, mit dem sie wohl hier auf der Straße zusammen lebte, hat sie alleine sitzen lassen und ihr gesamtes, gemeinsames Hab und Gut samt gemeinsamen Hund mitgenommen. Auch das gemeinsame Geld, ihr Pass, einfach alles hatte sie mit einem Schlage verloren. Nachdem das raus war fiel sie uns tränenüberströmt in die Arme, hat wirklich lange Zeit bitterlich geweint. Dieses Mädchen war völlig verzweifelt und ich gebe gern zu, dass mich das auch nicht kalt gelassen hat. Immer Taschentücher dabei zu haben ist eine gute Idee.
Wir haben getan was wir konnten, haben sie mit allem was wir hatten versorgt, Jacke, Pullover, Iso-Matte, Hygiene-Artikel, Strümpfe, Handschuhe, etc. Aber wir glauben, es war vor allem unsere Zuwendung, Umarmung und das Zuhören, was ihre Last ein wenig leichter werden ließ. Schließlich zog sie, nun wieder etwas gefasster und mit einem vollen Rucksack, weiter ihres Weges. Ich habe ihr noch einige Zeit hinterher geschaut, bevor wir uns Richtung Bahnhof aufgemacht haben.
Es dauerte nur Minuten bis wir umgeben waren von hungrigen Menschen. P. gesellte sich auch dazu. Sein Gesicht war von einem Sturz, wie er sagte, völlig aufgeschlagen. Ihm ging es nicht wirklich gut und Anlass zur Sorge ist hier sicher gegeben, zumal er sich nicht wirklich gut auf den Beinen halten konnte. Immerhin nahm er etwas zu essen dankbar an. Unser Musiker R. kam auch vorbei, freute sich wie alle anderen über etwas Gesellschaft, Kaffee, Brötchen und heiße Linsensuppe. 
Auch hier fiel uns wieder ein jüngerer Mann auf, der erst auf Nachdruck eine Suppe nahm und bei der Nachfrage, ober er noch Nachschlag möge, meinte, dass erst einmal die anderen zu versorgen sein, bevor er noch etwas nehmen würde. Diese Zurückhaltung ist immer wieder beeindruckend, sie haben selber nichts und denken dabei stets an Andere. Schließlich haben wir auch ihm den Rucksack einfach vollgepackt und er hat sich nicht gewehrt „wink“-Emoticon. Cool und unerwartet war, dass mein Sohn mit einem Freund bei uns vorbei kam. Die beiden haben einfach eine große Tüte mit Süßigkeiten, Brötchen, Gebäck etc. eingeholt und vorbei gebracht. Dass diese ruckzuck leer war bedarf der Worte nicht. 
Hartmut ging noch durch den Bahnhof um zu schauen ob und wen er dort noch auf uns aufmerksam machen könne, und als dann alle Anwesenden versorgt waren, war auch unser Fahrrad und die sonstigen Bestände quasi leer.
Als wir nach der Tour alles gereinigt und verstaut hatten, waren wir wieder einmal sicher, dass es gut und richtig war loszuziehen, denn das Leid von anderen, hilfsbedürftigen Menschen spielt sich direkt vor unserer Haustüre ab.
Dieses Gefühl von berechtigter Müdigkeit, gepaart mit dem, etwas Gutes getan zu haben, schafft eine innere Ausgeglichenheit, die seinesgleichen sucht. Und wenn man das dann noch mit Gleichgesinnten teilen kann...ich kann nur empfehlen es auszuprobieren; für die, die noch nicht mit auf einer Tour waren. Wer Hände sucht die helfen, findet sie am Ende seiner Arme.


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