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Warm durch die Nacht - Tourbericht 08.08.2015

Ingrid und Markus eilten zur Kreuzeskirche. Dort erwartete man die beiden mit zwei Behältern veganer Currywurst, zwei Schüsseln köstlichem Fruchtsalat und einer großen Platte mit Buscettas. Ingrid hat dann extra noch schnell unseren alten Bollerwagen zum Transport wieder flott gemacht. Schwester Brigitta war froh und erleichtert, dass diese leckeren Köstlichkeiten nun doch noch Abnehmer finden würden.
Während die beiden noch unterwegs waren, trafen wir am Nord J., den junge Mann, der uns mit seiner schwangeren Freunden M. derzeit große Sorgen macht. Wir sprachen lange und er ließ sich beraten, wie er nun am besten vorgeht, um die großen Probleme der beiden in Angriff zu nehmen. Ich riet ihm dringend, sich an entsprechende Beratungsstellen zu wenden. Die Situation der beiden ist so vertrackt, dass ohne professionelle Hilfe nichts mehr geht. Im Grunde hat jeder für sich genug Schlamassel am Hals und muss das regeln. Die Schwangerschaft und die Verlassensängste der Freundin M. kommen für J. erschwerend hinzu.
Gegen 18:30 Uhr zogen wir weiter und trafen wieder auf Markus und Ingrid, um nun als lange Karawane unsere Tour fortzusetzen: 2 Bollerwagen, 2 Hackenporsche, Suppenfahrrad und mit Gebäck gefüllte Rucksäcke erforderten alle Kraft der 8 Tourengänger.
Wir machten Station an der Marktkirche. War das eine Begeisterung über unser großes Angebot!
Mit Genuss aßen sie von der reichlichen Auswahl, einige nahmen mehrere Gänge: Suppe, Currywurst, Buscettas und zum Nachtisch Fruchtsalat. Es hat regelrecht Spaß gemacht, zu beobachten, wie sie mit Appetit aßen.  Und wie dankbar sie waren, wenn man dann noch Gebäck und Brot für den Sonntag in ihre Taschen und Rucksäcke steckte! Es hatte schon ein bisschen was von einem Festmahl.
Parallel gab es allerhand Begegnungen.
Ein junger Mann erzählte uns eine typische Situation, wie wir sie ähnlich schon häufiger gehört haben: sein Ausweis war einen Tag abgelaufen. Deshalb bekam er kein Geld vom Amt. Um den Ausweis zu verlängern, braucht er aber das Geld für die Bearbeitungsgebühren. Eine Zwickmühle, aus der er alleine ohne Hilfe nicht rauskommt. Wir wollen da unsere Rechtsanwältin einschalten, damit ihm schnellstens geholfen wird. Markus will den Kontakt vermitteln.
Wir sprachen einen Mann an, der mit einem Becher zum Geldsammeln auf dem Boden saß. Schnell stellte sich heraus, dass er kein Wort Deutsch konnte. Zunächst verständigten wir uns mit Gestik und versorgten ihn mit Essen. Dann versuchte Elli ihn auf Polnisch anzusprechen, und Bingo!- er sprach tatsächlich polnisch und hatte auch ein dringendes Bedürfnis, sich mitzuteilen. Er muss in eine Klinik für eine Nachbehandlung und würde auch gerne eine Entgiftung machen. Durch sein Alkoholproblem hat er seine Kinder verloren und er möchte das Problem nun unbedingt in den Griff kriegen, bevor er zurück nach Polen geht, um seine Kinder zu sehen. Er schämt sich vor ihnen.
Ein Ehepaar stand etwas abseits und beobachtete unser Tun. Als wir, wie immer, auf sie zugingen, um einen Flyer zu reichen und über unser Projekt zu informieren, stellte sich raus, dass sie ihrerseits in Duisburg sich für Obdachlose engagieren. Es kam dann zu einem regen Erfahrungsaustausch zwischen ihnen, Markus und Ingrid.

Dann erschien plötzlich nochmal A. , die Freundin des jungen Polen M. Es hatte einen Konflikt zwischen den beiden gegeben und aus Verzweiflung hatte sie sich wieder an den Unterarmen verletzt. Ingrid sorgte für einen Verband und beruhigte sie. Zu diesen Szenen kommt es zwischen den Beiden immer wieder. Wie oft haben wir das jetzt schon erlebt. Aber sie kommt nicht los von ihm.
Wir setzten unsere Tour fort und versorgten unsere Stammleute am Dom. Auch hier war die Freude groß über die riesen Auswahl an Köstlichkeiten. Auch konnten wir Kleidung und benötigte Hygieneartikel weiterreichen.
Ein wenig weiter oben trafen wir S., der seit Tagen mit Verbänden an den Füßen durch die City läuft. Wahrscheinlich hat er wieder einmal die Klinik eigenständig verlassen und ins Krankenhaus zurück will er nicht. Sarah hatte ihm von zu Hause ein Paar Krücken mitgebracht, die er nun dankbar annahm. Vielleicht hat er nun so wenigstens ein wenig Erleichterung.
Erst um 21:30 Uhr erreichten wir die Post am Willy-Brand-Platz, wo wir dann tatsächlich noch einmal  eine komplette Stunde standen, Essen, Kleidung, Gebäck und Hygieneartikel verteilten und viele Gespräche führten.
S. freute sich auch über Brot und Gebäck, das wir ihm gaben, damit er gut über das Wochenende kommt. Er hat ja seit einigen Wochen eine Wohnung und seitdem scheint es ihm sehr gut zu gehen und er wirkt sehr ausgeglichen und gut gelaunt. Begeistert erzählte er uns, wie er sich inzwischen eingerichtet hat und wie viele Kunstwerke schon entstanden sind. Als er dann noch ein Paket Kaffee bekam, fiel plötzlich auf, dass er weinte und wir waren  schon erschrocken. Dann aber sagte er: „Wisst ihr, ich habe keine Mama. Ihr seid meine Mamas!“ und fiel uns um den Hals. Ein schönes Gefühl, mit dem Wenigen jemanden so berühren zu können!
Auf dem Rückweg machen wir noch einmal Halt am Dom. Wir hatten mit unserem A.  abgesprochen, dass wir ihm noch übriggebliebenes Gebäck bringen, damit er es an alle verteilen kann und sie so gut über das Wochenende kommen. Klasse, dieser A. Er versorgt alle um ihn herum und wir können uns auf ihn absolut verlassen. Ein toller Mensch!
Nun waren wir auf dem Rückweg und hatten immer noch Suppe übrig, dadurch, dass wir ja unvorhergesehen noch so viel zusätzlich für unsere Leute bekamen. Und dann ergab sich alles, wie von selbst. Auf dem Weg zum Nord trafen wir dann doch noch so viele, die Hunger hatten, dass wir tatsächlich alles verteilen konnten. Ein junger Mann war geradezu fassungslos, was wir ihm alles reichten und war unendlich dankbar.
Am Cafe Nord angekommen:
2 gut gefüllte Behälter Suppe- leer
2 Behälter Currywurst – leer
eine große Platte Buscettas – leer
3 Körber Gebäck – leer
2 große Schüsseln Fruchtsalat – so gut wie leer
Eigentlich schade, dass Schwester Brigitta und die lieben Menschen von der Bäckerei Förster das nicht erleben konnten: wie begeistert unsere Leute waren und mit wieviel Genuss sie gegessen haben.

Wir konnten es gar nicht fassen. Wieviele Menschen müssen wir demnach versorgt haben? Wir wussten es nicht, wir hatten da die Übersicht verloren. Denn zwischenzeitlich waren wir ein Team von 8 Leuten und unser guter Famara, der zwischendurch nach Haus ging, kam, als Elli, Sarah und Ayda sich wegen der späten Uhrzeit verabschiedeten, wieder zur Unterstützung dazu und so konnten er, Ingrid, Markus, Cristina und ich die vielen Transportfahrzeuge wieder gut zurückbringen. Und unser Famara übernahm dann sogar die Reinigung unseres Suppenfahrrades. Gegen 23:45 war die Tour schließlich beendet.

Es werden nicht nur immer mehr Menschen, die wir bei einer Tour versorgen, sie vertrauen uns auch immer mehr an, suchen immer mehr unsere Hilfe und unseren Rat, sodass wir neben der Versorgung mit dem Nötigsten auch immer mehr Streetworking und Seelsorge leisten müssen.

Arg erschöpft aber auch sehr zufrieden sind wir alle nach Hause gefahren.
Boah, war das eine Tour!




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