Warm durch die Nacht - Tourbericht 13.01.2018 von Petra
welche Charge bedient. Ich stellte mich vor den Trupp und schaute mir aus der Entfernung an, wie es läuft und wer so alles vorbeikommt. Ein Bedürftiger kam direkt auf mich zu und sagte, dass er mich schon vermisst habe. So etwas fasziniert mich immer. Und es zeigt ja auch, dass ihnen nicht nur die Klamotten und das Essen wichtig sind, sondern auch wir Menschen als Gesprächspartner.
Heute war nicht viel los, sodass wir gegen 18.50 Uhr weiterzogen Richtung Marktkirche. Da wir viele Helfer waren, machte Markus sich mit Kevin und Stephanie auf den Weg, eine Runde Richtung Limbecker Platz zu gehen. Das ist wichtig, da einige OFWler sich in Seitenstraßen aufhalten oder vor Geschäftseingängen um Geld betteln oder z.B. den RuhrStadt-Boten zum Kauf anbieten. Wir klären sie dann auf, dass wir gerade mit warmem Essen und Klamotten unterwegs sind. Oftmals sind sie sehr dankbar und begleiten uns direkt zum Suppenfahrrad.
Während die drei unterwegs waren, sprach mich ein uns bekannter Punker an und bat um einen Schlafsack. Da ich wusste, dass Markus in der Nähe der Garage sein musste und einen Schlüssel dabei hatte, rief ich ihn eben an und bat ihn, drei Schlafsäcke plus Isomatten und Wolldecken mitzubringen. Kaum zehn Minuten später traf der abgesandte Trupp mit den Sachen ein. Echt klasse, dass wir so spontan, unkompliziert und schnell helfen können. „Geht nicht“ gibt es bei uns fast gar nicht!
Ein Ehepaar mittleren Alters kam auf uns zu und erzählte, dass wir ihnen durch Facebook bekannt seien. Wir unterhielten uns angeregt und sie lobten unsere Arbeit. Ich erzählte ihnen von Einzelschicksalen, bei denen wir helfen konnten; sei es auf dem Weg ins Krankenhaus, bei der Kontaktaufnahme mit der Familie oder auf dem Weg von der Straße in die eigene Wohnung usw. Es war eine nette Plauderei. Die Dame erzählte mir, dass sie selbst sehr sozial eingestellt sei und bereits Koffer gesammelt habe während der großen Flüchtlingskrise. Menschen, die gleich ticken, finden immer irgendwie zueinander. Nicht wahr, Sebastian Ohsmer?
Als dann vor Ort alle bedürftigen Menschen versorgt waren, zogen wir weiter zu unserer Endstation an der Post. Dort wartete bereits ein großer Pulk von Menschen auf uns. Wir erfuhren, dass das Sorgenkind der Straße sich in der Rathausgalerie aufhalte. Da sie einige Monate im Gefängnis gewesen war, wollten wir natürlich nach ihr sehen. Da sah Markus plötzlich einen Rollstuhl die Stadt runterfahren. Von hinten sah die Person genau aus wie unser Sorgenkind. Also liefen wir zwei hinterher. Ich konnte es kaum glauben, wie schnell der Rolli war und rannte, als wären sie hinter mir her. Markus war schneller und schaffte es, den Rollstuhl zu überholen. Um dann festzustellen, dass es jemand anderes war...und das Allerbeste: Es war ein E-Rollstuhl! Womit sich dann auch erklärte, warum ich mit Schnappatmung aus dem letzten Loch pfiff und mich kurz in einem Geschäftseingang erholen musste. Wir kamen uns so bescheuert vor in unseren grünen EPA-Westen, dass wir uns erstmal laut ausschütten mussten vor Lachen.
Da wir jetzt eh schon in der Nähe der Rathausgalerie waren, beschlossen wir, dort nach J. zu suchen. Es dauerte nicht lange und wir erspähten sie und ihren Freund durch einen Hydrokultur-Dschungel. Den Umständen entsprechend sahen die beiden gut aus. Ich habe nun die Telefonnummer der Pflegeeltern von J. und schaue mal, ob sie zu einem Gespräch mit mir bereit sind.
Dann telefonierten wir mit Sandra am Suppenfahrrad und beschlossen, auf dem Rückweg noch mal an der Galerie zu halten, damit die zwei auch noch ein warmes Süppchen bekommen. Leider warteten wir vergeblich.
So machten wir uns auf den Rückweg zur Garage und räumten alles gut gelaunt wieder an seinen Platz, säuberten das Rad und schlossen zufrieden die Garage ab. Ein paar Teilnehmer hatten sich schon am Hauptbahnhof verabschiedet, einige machten sich jetzt auf den Heimweg und ein kleiner Rest kehrte mit mir und Markus P, der an der Garage zu uns stieß, noch bei Feli im Felis ein, um ein Feierabendbierchen zu trinken und über die Tour und andere Dinge zu plaudern. Das war ein richtig schöner Tourausklang mit lieben Menschen, die ich sehr gerne um mich habe.
Bis bald
Petra