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Warm durch die Nacht - Tourbericht 16.02.2016 von Judith

 

Also würde das Suppenfahrrad nun doch zum Einsatz kommen müssen. Zum Glück hatte uns Florian bereits zugesagt, mitzugehen und Ingrid rief kurzerhand K. an und bat ihn, uns zusammen mit seinem Freund M. zu unterstützen, damit wir mit dem nun doch großen Fuhrpark fertig werden könnten. Und schließlich hatte uns K. das ja bei einer der letzten Touren angeboten. Und dann stellte sich schnell heraus, dass das keine leeren Worte waren. Pünktlich zu Tourbeginn standen die beiden bereit und halfen uns, das Suppenfahrrad zu schieben und Bollerwagen zu ziehen. Tolle Jungens!

Und dann stand zu unserer Überraschung auch noch Simone am Café Nord, die dann gleich die Zubereitung der Heißgetränke übernahm und dann auch Florian am Suppenfahrrad unterstützte.
Und so wurde aus der „Zwei-Frauen-Tour“ ganz wundersam eine vollständige „warm durch die Nacht“-Tour, mit warmem Essen, was bei der Kälte absolut wichtig war.

Zunächst begann die Tour verhalten, da unsere Lieben ja gar nicht mit uns gerechnet hatten. Also hatten wir am Nord nur wenige zu versorgen, die aber umso mehr mit großem Appetit aßen. So bekamen wir gleich die Bestätigung, wie gut es war, dass wir uns zu dieser Extratour auf den Weg gemacht hatten.

Und dann gab es einen weiteren Moment, der deutlich machte, wie gut es war, dass wir gestern Abend da waren. Eine junge Frau, die wir schon lange und recht intensiv betreuen, kam tränenüberströmt zu uns. Zunächst war ihr gar nicht möglich, sich mitzuteilen. Wir nahmen sie in den Arm und sie weinte bitterlich. Schließlich teilte sie uns ihren Kummer mit und wir ermöglichten ihr ein Telefonat mit einer Vertrauensperson, die sich nun einschaltet und versuchen wird, ihr zu helfen.
Zum Glück war sie nicht alleine und wurde begleitet von einer Freundin, bei der sie auch die nächste Nacht verbringen wollte. Darüber waren wir sehr erleichtert, da sie sonst draußen schläft.
Schließlich hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie etwas Warmes essen und trinken konnte.
Ihre Verzweiflung ist mir sehr nahe gegangen. Und wenn man auch persönlich dann bei dem Problem nicht helfen kann, man kann aber in den Arm nehmen und trösten. Wie wichtig das ist und wieviel man damit schon geben kann, ist mir gestern Abend besonders deutlich geworden.

Wir setzten die Tour fort zur Marktkirche. K. legte ein solches Tempo vor, dass wir kaum mithalten konnten. Schnell erreichten wir also die nächste Station und da es sich inzwischen ein wenig rumgesprochen hatte, dass wir da waren, konnten wir auch hier einigen Leuten von dem leckeren Eintopf nehmen. Begeistert nahmen die meisten einen Nachschlag.

Heute war die Nachfrage vor allem nach Schals, Mützen und Handschuhen groß und das konnten wir alle nachempfinden, denn auch wir hatten uns dick eingepackt und hatten kalter Hände, da wir unsere Handschuhe ja doch immer wieder ausziehen mussten, um besser beim Zubereiten der Getränke, beim Ausgeben der Essen und beim Heraussuchen der Kleidung auf dem Bollerwagen zurecht zu kommen.

Auf dem Willy-Brandt- Platz war es auch leerer, als sonst, aber nach und nach kamen doch noch einige zu uns und freuten sich über das leckere Essen.

Von weitem sah ich jemanden am Eingang der Sparda-Bank sitzen, konnte aber nicht erkennen, wer es war und ob es sich um einen Bedürftigen handelt. Also ging ich hin und war dann ganz erstaunt, als ich unseren J. erkannte. Auch er war überrascht, da er ja gar nicht mit uns gerechnet hatte und uns von seinem Platz aus aufgrund seiner Kurzsichtigkeit auch nicht gesehen hatte. Gerne folgte er meiner Einladung und aß mit großem Genuss unseren Eintopf und Würstchen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass derzeit A. und M. bei ihm untergekommen sind und zu Hause auf ihn warteten. Wir hatten uns schon nach diesen beiden umgesehen und hätten sie gerne versorgt. Umso mehr freute uns jetzt, zu erfahren, dass sie derzeit im Warmen bei J. gut untergebracht sind. Also packten wir ein großes Paket mit Brot, Gebäck, Süßem und Würstchen und gaben es J. für die Beiden mit.

Nun verabschiedeten sich Simone, K. und M. von uns und wir traten den Rückweg an. Während der Tour war noch unser treuer M., der uns sonst ja immer hilft, nur dieses Mal nicht von unserem Kommen gewusst hatte, dazu gestoßen, sodass wir nun zu viert unseren Fuhrpark zurückbringen konnten.

Wie schon so oft, kam ganz zum Schluss, als wir gerade beginnen wollten, das Suppenfahrrad zu reinigen, ein Mann auf uns zu und fragte, ob wir noch etwas zu essen für ihn hätten. Bisher kam er immer zu spät und wir hatten ihm jedes Mal gesagt, er möge doch einmal früher kommen. Dieses Mal hatte er Glück, denn wir hatten noch gerade eine Portion Eintopf und einige Würstchen übrig. Aber selbst vier Würstchen schienen ihm nicht genug zu sein und er fragte, ob er noch mehr haben könne, er habe solchen Hunger. So ergab es sich, dass das gesamte Essen gestern Abend herausgegeben werden konnte und viele Menschen gesättigt und auch gewärmt hat, Essen, das normalerweise entsorgt worden wäre!
Die geniale Idee des Foodsharings konnten wir gestern in die Tat umsetzen und vielen Menschen Gutes tun, dadurch, dass es Menschen gibt, die sich Gedanken machen und etwas in Bewegung setzen.

Sei ein Teil davon! Durch Krankheit einiger Stammtourengänger brauchen wir dringend Verstärkung unseres Teams. Die nächsten Touren sind sonst echt gefährdet und wir müssten unsere Leute in der City enttäuschen.
Also hilf auch du uns, aus einem kleinen Vorhaben wieder eine große Sache zu machen! Kleine Wunder passieren dann unterwegs von alleine, das durften wir schon oft erleben.