Warm durch die Nacht - Tourbericht 02.03.2016 von Judith
Auch unser Micha gelangte mit dem Brot und Gebäck erst sehr spät zu uns, brachte uns dann aber drei riesige Tüten voll mit Brot, Stuten, Croissants und Brötchen. Wieder mal eine sehr großzügige Spende von Förster!
Der Andrang war schon am Café Nord sehr gering, erst eine gewisse Zeit, nachdem wir dort angekommen waren, kamen überhaupt die ersten. Und schnell wurde uns klar, woran es neben den Wetterbedingungen liegen könnte: es war ja wieder Monatsanfang und damit ist die Not und der Bedarf nicht ganz so groß, wie zum Monatsende hin.
Während wir auf die Brotlieferung warteten, machte ich so einige Beobachtungen rund um den Rheinischen Platz, die mir richtig sauer aufstießen: immer stehen eine größere Anzahl Dealer rundherum, und es scheint sie nicht einmal zu stören, wenn man sie bei ihrem Treiben beobachtet. Diesmal wurde ich sogar Zeuge, wie einer aus seinem „Depot“ den nächsten Vorrat holte, d.h. ich wusste nun sogar, wo er seinen Vorrat lagert. Mich macht das fassungslos! Hier auf dem Rheinischen Platz ist ein dringender Handlungsbedarf und mein Eindruck ist, es wird immer schlimmer! Aber stattdessen konzentriert man sich auf die sogenannte „Trinkerszene“ am Willy-Brandt –Platz mit vollem Einsatz von Polizei und Ordnungsamt. Ich begreife das nicht!
Beim Warten auf Micha hatten wir viel Zeit für Gespräche und ein paar nette Fotos konnten wir auch schießen.
Inzwischen waren Rouven, Klaus und sein Freund Michael dazu gestoßen und kündigten schon an, uns bei der weiteren Tour mit dem Schieben und Ziehen unterstützen zu wollen. Und das taten sie dann auch, zum Glück, denn Daniela hatte um 20 Uhr einen anderen Termin.
Großartig, manche Tour hätte ohne ihre Unterstützung schon kaum stattfinden können und so war es auch mit dieser Tour. Tolle Jungens!
E. , der „Strahlemann“ , begrüßte mich freudig. Wir hatten uns länger nicht gesehen und er erklärte auch gleich, woran es gelegen hat. Er wies auf seinen Rücken und sagte „Oh,oh, Operation!“ und machte ein schmerzverzerrtes Gesicht! Als ich nachfragte, was gewesen sei, half sein Freund beim Übersetzen und er selbst zückte einen Arztbrief aus der Tasche und es war ihm wichtig, dass ich ihn las. So fand ich heraus, dass er Nierensteine hatte und notfallmäßig mit einer Kolik eingeliefert worden war. Zwei Tage hatte er stationär gelegen, die Operation war nun gerade eine Woche her und man sah ihm an, dass er sich davon noch nicht erholt hatte. Er machte mir auch mit Gestik und Mimik deutlich, dass er immer noch Beschwerden hat. Umso erstaunlicher, wie freundlich und fröhlich er auch dieses Mal wieder war. Er äußerte ein paar Wünsche für Kleidung und ich machte mir Notizen.
Als sich dann endlich auch Micha durch den Stau zu uns gequält hatte, konnten wir die Umstehenden noch mit Gebäck versorgen und weiterziehen.
Leider fing es dann genau in dem Moment an zu schütten und wir wurden alle tüchtig nass.
Schnell flüchteten wir uns unter ein Vordach an der Porschekanzel.
Auch hier kamen nur vereinzelt Leute. Daniela richtete emsig Heißgetränke, die bei der Nasskälte gerne genommen wurden. Wir packten jedem großzügig Brot und Gebäck ein und freuten uns über jeden, der auch von dem Eintopf einen Nachschlag nahm. Wir hatten doch von allem sooo viel!
Das war dann auch der Grund, weshalb wir uns entschlossen, trotz des miesen Wetters auch noch hoch zum Willy-Brandt-Platz zu ziehen. Wieder halfen uns Klaus und Michael bei den schweren Fahrzeugen.
Aber auch hier erst gähnende Leere und dann Vereinzelte, die bei uns essen kamen.
Klaus und Michael verabschiedeten sich nun von uns und R., der inzwischen dazugekommen war, bot sich an, uns für den Rückweg zu unterstützen. Beim Reinigen des Suppenfahrrades zeigte er uns seine durchgelaufenen Schuhe, die er eigentlich erst kürzlich von uns bekommen hatte. Aber bei den Wegen, die er täglich bewältigt, sind sie im Nu durch. Er erzählte uns, dass er jeden Tag ab 7 Uhr unterwegs ist zum Pfandflaschensammeln und dass er auch jetzt gleich noch zu Fuß nach Borbeck müsse. Kein Wunder, dass dann die Schuhe nicht lange halten. Und der Zufall wollte es, dass ein Anderer seine vorbestellten Schuhe nicht abgeholt hatte und so konnten wir R. direkt mit neuen Schuhen versorgen. Und das hatte er sich auch verdient, denn ohne ihn hätten wir unseren Konvoi nicht zurückbringen können!
Trotz aller Bemühungen blieben viel leckere Suppe und Gebäck übrig, die teilweise am Freitag verteilt und ansonsten eingefroren werden.
Tja ihr Lieben, das wäre euer Preis gewesen, aber ihr seid ja nicht gekommen!
Nun hoffen wir auf die Freitagstour, auf viele, die wir versorgen können und denen wir eine Freude machen können, aber eben auch auf viele Tourengänger, die uns dabei unterstützen!
Habt Mut und macht mit! Das Wetter soll auch wieder besser werden!