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Warm durch die Nacht - Tourbericht 04.03.2016 von Judith


So landeten wir pünktlich und ohne Probleme am Café Nord, wo dann auch bald Vroni und Micha dazukamen mit Brot und Gebäck von der Bäckerei Förster. Es hatte aufgehört zu regnen und damit stieg auch bei uns die Stimmung und Motivation. Es konnte also losgehen.
Erst ganz allmählich kamen sie dann zu uns. Die ersten Vorbestellungen konnten herausgegeben werden und sie aßen dankbar von dem Eintopf. Kerstin hatte das Suppenfahrrad übernommen, Marco kümmerte sich um die Versorgung mit Heißgetränken, Obst und Gebäck und Vroni, Micha und ich versorgten die Leute mit Kleidung.
E. kam, strahlend und freundlich, wie immer und freute sich, als wir ihn zum Wagen winkten, um ihm die bestellten Sachen zu reichen. Ihr hättet sehen sollen, wie er sich über die nagelneuen Winterschuhe gefreut hat! Er strahlt sowieso immer, aber jetzt konnte er das sogar noch steigern. Ursprünglich hatten wir eine etwas dünnere Jacke für ihn bereit gelegt. Gleich neben ihm probierte ein junger Mann eine schwarze Winterjacke an und war mordsmäßig enttäuscht, als sie ihm nicht passte. Gleich bat E., diese anprobieren zu dürfen und man sah ihm an, dass er sie gerne bekäme. Und tatsächlich, sie passte - und dann wieder dieses Strahlen! So tauschte er diese gegen die, die wir ihm ursprünglich eingepackt hatten. Auch der andere junge Mann ging nicht leer aus. Wir fanden eine weitere Jacke, die ein bisschen größer war und als er sie anzog, passte sie, wie für ihn gemacht und er sah richtig gut darin aus, was wir ihm auch sagten. Diese Augen und seinen dankbaren Blick hättet ihr sehen sollen! So hatten wir gleich zu Beginn der Tour zwei Glückliche. Das sind Momente, die einen unheimlich zufrieden machen!
C. mussten wir leider enttäuschen. Er hatte Schuhe bestellt in 47, aber leider haben wir derzeit diese Größe nicht vorrätig. Überhaupt fehlen uns zurzeit Herrenschuhe in 45-47. Mehrere Männer warten und hoffen, dass wir ihnen den Wunsch bald erfüllen können.

Durch die vielen Spenden konnten wir allen auch großzügig Obst, Brot und Gebäck einpacken und sie so fürs Wochenende eindecken.
Nun kam auch noch Elli dazu und zu unserer großen Überraschung auch Florian, der wieder aus dem Krankenhaus entlassen war. So waren wir gut aufgestellt und Klaus und sein Freund Micha verabschiedeten sich von uns. Das tun sie aber nie, ohne vorher zu fragen, ob wir klarkommen oder ob sie uns noch weiter helfen sollen. An dieser Stelle, da ich weiß, dass Klaus es liest, mal ein dickes Dankeschön. Ohne euch hätten wir in den letzten Wochen mehrmals dumm dagestanden!
An der nächsten Station an der Porschekanzel leisteten wir eine ganze Zeit Akkordarbeit. Hartmut war zur Verstärkung dazugekommen und auch unser treuer M. kam noch dazu. Wir waren umringt von Leuten, die spezielle Wünsche hatten. Kerstin gab Essen aus im Sekundentakt, Marco, Vroni, Micha, Elli, Hartmut, Florian und ich pendelten zwischen den Bollerwagen hin und her, reichten Obst und Gebäck, richteten Heißgetränke, suchten nach Handschuhen, Socken, warmen Jacken und notierten Vorbestellungen. Dazwischen eilte Micha in unser Innenstadtlager, um auch dort noch vorbestellte Sachen zu holen.
Vroni schlichtete einen Streit zwischen A. und ihrer Freundin S. , der eigentlich auch nur deshalb entstanden war, weil A. im Moment große Sorgen hat und ziemlich verzweifelt ist. Sie durfte sich in Vronis Armen ausweinen und danach vermittelte Vroni zwischen ihr und S.
Schließlich hatten beide sich wieder soweit beruhigt, dass sie bei uns essen konnten.
Nicht alle Leute waren immer freundlich und dankbar. Es gab auch welche, die ungeduldig waren oder gar mit Unmut reagierten, wenn man ihre Wünsche nicht erfüllen konnte. So erklärte ich z.B. U., der etwas barsch reagierte, als wir für ihn keine Schuhe fanden, dass wir uns bemühen, aber auch nur das geben können, was wir vorher selbst als Spende ins Lager bekommen haben. Im Laufe des Gesprächs wurde aber auch er wieder freundlicher und als er schließlich sogar lächelte, sagte ich ihm: „Siehste! So können wir doch gleich ganz anderes miteinander umgehen.“ Das weitere Gespräch mit ihm lief dann ruhig und völlig entspannt. Ich notierte seinen Wunsch und zum Schluss bedankte er sich sogar und verabschiedete sich freundlich. Na also, geht doch!  ;-)
Wir zogen noch weiter zur Post. Inzwischen war der Bulgureintopf leer und Kerstin hatte noch vier Dosen Erbsensuppe und zwei Dosen Hühnereintopf nachgefüllt. Oben trafen wir nur unseren J., mit dem sich dann Micha länger unterhielt.
Schließlich traten wir den Rückweg an und selbst dort, wo wir unser Suppenfahrrad reinigen, versorgten wir die letzten Hungrigen. Mit komplett geleerten Suppenbehältern, Obst- und Gebäckkörben und einer deutlich geschrumpften Wagenladung traten wir den Rückweg an.
Diese Tour hatte sich mal wieder richtig gelohnt! Und das Wetter blieb trocken! Wunderbar!  
Auf dem Heimweg ließen wir die Tour Revue passieren. Es waren uns wieder viele, völlig verschiedene Menschen begegnet. Die einen sehr dankbar und freundlich, die anderen fordernd, manche unwirsch, teilweise ungeduldig. Wir kennen ihre Geschichte nicht, wir wissen nicht, was sie zu dem gemacht hat, der sie jetzt sind. Aber wir wollen sie nehmen, wie sie sind und ihnen mit Respekt begegnen. Wir werden sie nicht ändern oder erziehen können, aber wir können ihnen geben, was wir können, vor allem Respekt und Zuwendung und würdevoll mit ihnen umgehen.
Für uns Tourengänger könnte dies ein guter Leitfaden beim Umgang mit unseren Lieben sein:

„Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Bewahret sie! Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben.“  (Johann Christoph Friedrich von Schiller)