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Unwetter Zentrale

Warm durch die Nacht - Tourbericht 13.04.2019 von Veronika

nachdenklich werden. Denn in einer Welt, die auf Augenblicklichkeit und Allgegenwart zu schwören scheint, wo die Devise gilt, schnell zu essen und gedankenlos etwas herunterzuschlingen, in der die großen Lebensmittel- und Restaurantketten sich über den gesamten Globus ausbreiten, kann die paradoxe Existenz des Suppenfahrrads nur Erstaunen hervorrufen.

Kennst Du eigentlich Gustaf Gans, den Gegenspieler von Donald Duck? Egal, wo er langgeht, er findet garantiert ein Los mit dem Hauptgewinn auf der Straße. Egal, welche Widrigkeiten ihm begegnen, immer geht es für Gustaf glücklich aus. Wir von EPA sind doch eigentlich auch solche Glücksmagneten, oder? Wie sonst könnten wir erklären, dass heute eine Passantin auf mich zukam und mir 6 Euro als Spende für die Bedürftigen in die Hand drückte? Von all den Sach- und sonstigen Spenden ganz zu schweigen........

Irgendwie lag Glück in der Luft......Das sagte auch Dörte, unsere Teamplayerin, die heute mit ihrer alten Freundin Nadine (einer schon erfahrene Tourgängerin) zum ersten Mal als Helferin dabei war. Sie fühlte sich ruhig und freute sich, etwas Sinnvolles tun zu können und zum Glück anderer etwas beitragen zu können. Besonders glücklich war sie heute Morgen, als Ihre Freundin Ihr eine WhatsApp Nachricht schickte (na, was da wohl drin stand?).
Soll man nach vorne blicken und nicht zurück? Jedenfalls war am 20. März nicht nur Frühlingsanfang sondern auch Welt-Glückstag. Julian, unser beliebter Helfer, wäre schon glücklich, wenn seine Dinge so laufen würden, wie sie laufen sollen! Er war besonders glücklich, als er seinen Mietvertrag unterschrieben und seinen Wohnungsschlüssel in der Hand hielt. Freunde zu haben, mit denen er etwas unternehmen kann, setzen Glückshormone bei ihm frei. Er wünscht sich mal einen Besuch in einem Lachclub, da nehm ich ihn mal mit, das würde mich auch glücklich machen!

An der 1. Station kam, langhaarig, Steffen dazu. Er ist ein cooler Rocker, 23 Jahre alt und hört gerne Musik z.B. von den Rolling Stones. Er gab Suppe aus, es war so ein großer Andrang heute......
Für Steffen bedeutet Glück, sorglos leben zu können, er ist nach bestandener Ausbildung Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Er weiß, dass er aber erst dann richtig glücklich sein wird, wenn er an der Uni angenommen wird, und dafür muss er erst noch einen Film drehen.............

Frau E. kommt regelmäßig an die 1. Station, sie braucht immer viel Kleidung. Heute waren Handschuhe und warme Mützen wegen des Kälteeinbruchs gefragt. Leider hatten wir nur wenige Exemplare dabei, dafür aber jede Menge Unterwäsche, die auch schnell vergriffen war. Für Frau E. ist Glück, wenn man zufrieden ist.......nach einigem Nachdenken meinte sie, aber glücklich wäre sie, wenn sie irgendwann und irgendwie mal zurückgeben könnte, von dem, was sie von EPA immer bekommt. Und dabei hatte sie dann ganz weiche Augen.....

Während A. seine Suppe löffelte, erzählte er mir, dass er aus dem Iran geflohen sei. Er ging durch die Straßen und sah überall nur Leute aufgehängt. Er kann sich nur an wenige Glücksmomente im Iran erinnern. Er hat Landwirtschaft studiert und möchte in Germany einen Job finden, das würde ihn glücklich machen. Er hat es sich einfacher vorgestellt in Deutschland, dachte, er würde es schaffen.............aber das Gespräch über Glück........wie schön......

An der 2. Station ging uns die Suppe aus und wir füllten die Behälter noch mit Dosensuppen auf. Es war so ein Andrang und ein Gewusel und Ansturm, auch auf die von Julian besorgten Backwaren. Wir konnten uns kaum mit den Gästen unterhalten. Es würde uns glücklich machen, wenn mehr Menschen die Tour begleiten würden, die Zeit für Gespräche mit Gästen haben.
J. eine junge Frau, 28 Jahre alt, war glücklich, als Ihr Freund vor einigen Monaten aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie fühlte sich vorher so alleine und hat keine Wohnung. Ich konnte ihr noch 2 Unterhemdchen mit Spitze geben, worüber sie sich sehr freute.

Der Wetterfrosch hatte ja Frost angekündigt und an der Marktkirche war es so kalt, dass vor meinem Mund kleine Atemwölkchen tanzten. Wir waren alle so beschäftigt, dass wir gar nicht merkten, wie schnell die Zeit verging, wir hätten längst zur letzten Station an der Post aufbrechen müssen. Für Bedürftige, die entlang der Kettwiger Straße auf dem Boden hockten, machten wir Halt und fragten nach deren Bedürfnissen, verteilten auch Hundefutter für deren Fellnasen. Mit Julian ging ich dann noch durch den Bahnhof und wir hielten Ausschau nach Menschen, die wir mit einer Schale Suppe oder einem Becher Kaffee vielleicht glücklich machen konnten.

Ja, und auch das muss ich euch noch erzählen. Heute habe ich erstmalig versucht, das Garagentor zu schließen. Beim 3. Versuch ist es mir dann gelungen...............
Übrigens, wusstet ihr: Das Wort „Glück“ stammt ursprünglich von „gelucke“ aus dem 12. Jahrhundert und bedeutet so viel wie „Art, wie etwas gut ausgeht“. Von dieser Tour kann ich sagen, dass sie einen guten Anfang hatte und gut ausgegangen ist. Und mal ganz ehrlich, liebe Freunde, seid ihr nicht nach dem Lesen dieses Berichts jetzt auch ein kleines bisschen glücklicher?