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Warm durch die Nacht - Tourbericht 03.03.2020 (Solveig)

ihm sichtlich Spaß, etwas Gutes zu tun, um nicht alleine zuhause herumzusitzen.
Nachdem ich alle begrüßt hatte, mischte ich mich vor dem Suppenrad unter die Obdachlosen, um mit ihnen zu reden, wo sie Hilfe benötigen. Auch um ihnen zuzuhören, was sie zu erzählen hatten.

Als P kam, packte der Trupp gerade alles zusammen, um zur Kirche, unserem 2. Standort, zu gehen.
P lief neben mir her und erzählte mir einiges, was ihm in letzter Zeit passiert ist. Dass er nicht mehr zu den Essensausgaben von den Hilfsorganisationen kommen kann, da sein Exfreund, den er nicht mehr als Freund haben möchte, ihn stalkt, nicht in Ruhe lässt, beschimpft und Druck ausübt. Er habe schon tagelang nichts Richtiges gegessen.

Als wir am 2. Standort waren, hat sich P was zum Essen geholt und ich ging zu E, den ich auf der Kirchentreppe sah. Ich freute mich, ihn zu sehen, auch wenn ich seine Sprache nicht spreche und wir uns wenig verständigen konnten. Hierfür bräuchten wir einen Dolmetscher, der uns für die Litauer, die hier in Essen gestrandet sind, übersetzen kann. E zeigte mir seine Wunden an den Unterschenkeln, die etwas vereitert aussahen. Ich sagte ihm, dass er zum Arztmobil gehen muss oder ich mit ihm zum Krankenhaus fahre.

In dem Moment fing direkt neben uns ein Mann sehr laut zu schreien an. Ich wusste im selben Augenblick, dass es der Stalker war. Er schrie sowas wie „Ich bin doch dein Freund“ und „Du wirst immer mein Freund bleiben, ich habe dir doch immer geholfen“...... jedoch schrie er das so laut, dass es unangenehm auf uns alle wirkte. Ich drehte mich zu ihm um, bat ihn, dieses Schreien und Beschimpfen sein zulassen. Jedoch drehte er noch mehr auf, um P in einem schlechten Licht hinzustellen sowie Druck auszuüben.
Mir reichte es und ich nahm mein Handy raus, sagte zu ihm, wenn er dies nicht lasse und seine Probleme in Ruhe lösen kann, würde ich jetzt die Polizei rufen. Nachdem ich das Handy anmachte, ging er von uns weg. Jedoch nur, um sich vor dem Suppenrad zu positionieren und dort wieder loszubrüllen. Das war dann zu viel, da sich auch andere Obdachlose belästigt und gestört fühlten. Also ging Evelyn nun zu ihm und versuchte auch, in Ruhe auf den Mann einzureden. Es half nichts, also sprach Evelyn einen Platzverweis aus. P sagten wir, er solle bleiben und sein Wurstgulasch in Ruhe essen. Andere Obdachlose unterstützten P auch.
Mit einem mal eskalierte es so sehr, dass dieser Mann Evelyn so laut anbrüllte, dass Evelyn zurück laut wurde und wir auch die Polizei benachrichtigt haben, um P weiter zu schützen vor diesem Menschen.
Vor Ort redete die Polizei mit P und empfahl ihm auch, sich ruhig wieder an die Polizei zu wenden, wenn dieser Mann ihn weiter belästige.

Wir hofften, dass es nun ruhig weiter gehen würde und wir zu unserem letzten Standort wechseln könnten. Kira verließ uns und wir starteten zur Post hoch. P blieb zwischen uns als Begleitschutz. P hatte Nadine gefragt, ob sie ihn eben abholen könne, und sie verabredeten sich oben an der Post. An der Post sahen wir den Stalker nochmals an uns vorbeilaufen.

Als alles stand zum Ausgeben der Lebensmittel, gingen P und ich zur Bahnhofsmission, um einen anderen P zu suchen, der gerne in die Entgiftung möchte. Wir fanden ihn dort nicht, sahen aber, wie W sich einen Film auf dem Handy ansah. Sein Lächeln verriet uns, dass dieser wohl sehr lustig war und er ließ sich auch nicht stören. Wir gingen durch den Bahnhof, fanden aber keine Obdachlosen.
Hinterm Bahnhof trafen wir auf R. Wir sagten ihr, dass das Suppenrad an der Post stehe. Sie begleitete uns zurück, um auch ein Schüsselchen voll von dem Wurstgulasch zu essen.

Nadine war inzwischen mit ihrer Tochter eingetroffen und sie freute sich, uns zusehen. Gleichzeitig erfuhren wir, dass der Stalker erneut am Suppenrad war, jedoch nicht P sehen konnte, also ohne Trara davon zog. Gut, dass wir eine Runde durch den Bahnhof gemacht haben. Schlecht, dass P immer aufpassen muss, wo er sich aufhält, damit er ihn nicht findet.
Den zweiten P haben wir nicht angetroffen.

Später kamen noch H, C und N. Und J, der sehr gut aussah, besuchte uns am Suppenrad. Die 4 schaffen es durch die vielen Hilfsangebote wieder zurück in ein besseres Leben.

Gegen 20.45 Uhr verließ uns Nadine mit ihrer Tochter und nahm P mit, damit er sicher zu seinem Schlafplatz kommt. Kurz vor Ende kam R zu uns. Er fror, hatte Hunger und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Evelyn beschloss, ihm einen Schlafsack und eine Decke aus der Garage zu holen. Wir warteten an der Post, bis sie zurück war, um R Gesellschaft zu leisten. Er bekam einen Pullover und eine Jacke, damit er sich etwas wärmer anziehen konnte, denn die Temperatur zeigte 7 Grad an. Wir sahen, dass es ihm nicht so gut ging.
Es ist schwierig, zu entscheiden, wann man einen Krankenwagen ruft, wenn der Mensch es nicht möchte. Auch wollte er nicht in die Lichtstraße zum Übernachten. Als Evelyn kam mit dem Schlafsack und der Decke, freute R sich darüber und wollte sich damit in einem Ladeneingang hinlegen zur Nachtruhe.

Wir packten zusammen und zogen los Richtung Garage. Als wir nun an R vorbeikamen, sahen wir, dass er es nicht schaffte, sein Nachtlager aufzubauen. So haben wir ihm dabei geholfen, sich in den Schlafsack einzumummeln, damit er nicht mehr fror. Jedoch beschlossen wir, noch mal später vorbeizufahren, um zu schauen, ob es ihm auch wirklich gut geht.
Auf unserem Rückweg zogen wir am Theater vorbei, wo ich mit Christian und Marie meine Erfahrungen austauschte. Wir gingen Richtung Kennedyplatz, fanden neben der Eisbahn niemanden auf den Lüftungsschächten. Bis zur Garage kamen uns immer wieder Gedanken zu dem Vorfall an der Kirche, über den wir auch noch an der Garage beim Reinigen des Suppenrades sprachen.
Wir stellten alles sauber ordentlich in die Garage für die nächste Tour bereit.

Da stand auf einmal Apri hinter uns. Wir freuten uns und begrüßten sie mit einer Umarmung. Erzählten kurz über die Vorfälle an dem Abend und verabschiedeten uns. Evelyn und ich fuhren hoch zur Post, um noch mal nach R zuschauen. Er schlief tief und fest eingemummelt in seinem Schlafsack mit rosigen Wangen, sodass wir beruhigt nach Hause fahren konnten.

Was für ein Abend. Wir konnten wieder einmal helfen, für einige die Welt besser zu machen sowie Lebenswillen in ihnen zu wecken. Wie schön ein gutes Wort, etwas Zuspruch, ein offenes Ohr und Hilfestellung bei Problemen sein kann.
Danke an alle, die dies ermöglichen.