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Unwetter Zentrale

Warm durch die Nacht - Tourbericht 17.03.2020 (Kevin)

Röstkartoffeln in einer dunklen Soße von Haus Reichwein Essen, Gebäck, Brot, Wurst, Käse, Obst, Vanillepudding und Schokolade. Zu Trinken gab es Kaffee, Tee und Saft. Hygieneartikel hatten wir auch dabei, aber auf Kleidung mussten wir aufgrund der kleinen Truppe leider verzichten.

Nadine und ich machten uns als erste auf den Weg zur 1. Station, um die Theke aufzubauen und das Flatterband an die Bäume zu knoten. Die fragwürdigen Blicke spürte man von Anfang an und die erste Skepsis war groß, nach einer kurzen Erklärung akzeptierten die meisten Gäste unsere Beweggründe jedoch. Als das Suppenfahrrad dann kam und hinter der Absperrung stand, versammelten sich auch nach und nach noch mehr Gäste mit großem Appetit und Durst. Als Ordner habe ich mich darum gekümmert, dass die Schlangen nicht zu eng beieinander standen und hatte hier auch die beste Möglichkeit, um ein paar Worte mit unseren Gästen zu wechseln. Das Hauptthema war natürlich der Coronavirus und die Präventivmaßnahmen des Landes NRW. Dass die Schutzmaßnahmen übertrieben seien, war ein Vorurteil, auf das ich öfter gestoßen bin, allerdings macht dieses Vorurteil im Dialog schnell Platz für Verständnis und Toleranz. Die generelle Unsicherheit hat sich aber deutlich bemerkbar gemacht und gipfelte in einer kleinen, laustarken, verbalen Eskalation eines unserer Gäste, die aber ohne weitere Folgen blieb. Der Stress trifft Hilfesuchenden eben nochmal stärker.

An der 2. Station stieß Sascha zu uns, um uns kräftig bei der Getränkeausgabe zu unterstützen. Wir bauten uns neben der Kirche hinter unserer Theke auf und hatten eine hohe Zahl an Gästen. Evelyn und Nadine haben mir ein wenig über unsere Stammgäste erzählt, ich habe als Ordner wieder nette Gespräche zum Thema Corona geführt und durfte zwischendurch auch bei der Essensausgabe helfen. M hat uns ab dieser Station als Ordner geholfen, da es mir schwer fiel, den Überblick über alle zu behalten, dafür danke ich ihm. Nach einem reibungslosen Ablauf und mit noch einem Viertel der Kartoffeln machten wir uns auf den Weg zur letzten Station.

Die 3. Station war aufgrund der Menge an Gästen an der 2. Station etwas weniger stark besucht als sonst, aber es gab noch genug für uns alle zu tun. Mittlerweile wurden unsere Schutzmaßnahmen ohne zu fragen akzeptiert und wir konnten an der letzten Station entspannt unsere Gäste bedienen. Evelyn entdeckte auch zwei neue, sehr schüchterne Gesichter in den Reihen unserer Gäste, die sich nach einer Einladung dankend etwas zu essen und zu trinken von uns geholt haben. Um noch weitere mögliche Gäste zu finden, nahm Lisa mich noch mit auf eine Tour um und durch den Hauptbahnhof. Wir trafen allerdings nur auf schon versorgte Menschen und machten uns dann auf den Weg zurück zum Fahrrad, um abzubauen und zurück zur Garage zu fahren.
Währenddessen brachte ein Freund von Caba noch eine sehr großzügige Spende von 100€ zum Fahrrad und wir möchten uns herzlich dafür bedanken!

Beim Verteilen der restlichen Nahrungsmittel wurde ich noch Zeuge einer sehr noblen Geste: Einer unserer Gäste durfte sich an den Resten frei bedienen, weigerte sich aber, mehr zu nehmen, als er für nötig erachtete. Ein Bild, das mir beim aktuellen Klopapier- und Nudelhortwahnsinn das Herz erwärmt hat.

Auf dem Rückweg sind wir dann noch drei Gästen begegnet, die sich auf einem warmen Abluftschacht für die Nacht gerüstet haben. Wir versorgten sie auch mit Essen und Trinken und im Gespräch kam heraus, dass ihnen die Schlafsäcke geklaut worden waren.
An der Garage angekommen, machten Nadine und Lisa sich direkt mit neuen Schlafsäcken auf den Weg, während wir anderen die Bollerwägen und das Fahrrad saubermachten und alles in der Garage verstauten. Im Fahrrad fanden wir dann noch einen Eimer mit Leberkäse, den wir ursprünglich für Soße hielten und verstauten ihn, damit er am Samstag zusammen mit Nudeln und der restlichen Soße verteilt werden kann.

Aufgrund der Schutzmaßnahmen und der Wirtschaftsrezession kann es gut sein, dass die Essenspenden zum Teil ausbleiben und da war dieser Eimer eine schöne Überraschung.
Beim Verabschieden drückte Evelyn mir noch die restlichen Brötchen in die Hand und einige davon konnte ich auf dem Weg zum Hauptbahnhof noch unter die Leute bringen.

Wer Hunger hatte, bekam Essen, wer gefroren hat, bekam etwas zum Wärmen und wer reden wollte, traf auch trotz Corona-Epidemie auf offene Ohren. Es war eine erfolgreiche Tour und wir wünschen uns, dass es bis zum Ende der Epidemie so gut weiterlaufen kann.


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