Warm durch die Nacht - Tourbericht 02.+04.05.2016 von Judith
uns gleich Leute aus dem Kreis unserer Gäste zur Hand und halfen dabei, die riesige Menge an Gebäck und Brot vom Auto zum Bollerwagen zu tragen. So ist es eigentlich immer. Sie wissen, was wir für sie tun und helfen und unterstützen uns gerne.
Und plötzlich gab es eine Überraschung. Hendrik und Bea, die lange Zeit zum Tourenteam gehört hatten, standen plötzlich vor uns und hatten den Grund für ihr längeres Aussetzen bei den Touren gleich mitgebracht: ihren kleinen Sohn Milan. Während Bea sich um den Kleinen kümmerte, der schon bald einschlief, löste Hendrik dann direkt Ingrid am Suppenfahrrad ab. Und kurz darauf bekam er dann noch Verstärkung von Amir. Die beiden haben dann für die gesamte Tour das Austeilen des Eintopfes übernommen. Klasse, Manpower am Suppenfahrrad!
Auch Fabienne stieß noch dazu und so konnten wir die Aufgaben gut verteilen und locker und entspannt die Tour durchführen.
Bettina übernahm das Richten der Heißgetränke und Ingrid, Fabienne und ich gaben das Gebäck und Brot aus und erinnerten unsere Leute daran, dass sie an den Feiertag denken müssen. Sie würden nirgendwo einkaufen können und auch die Stadt würde leer sein. Also ermunterten wir sie, sich so viel mitgeben zu lassen, dass sie ohne Hunger über den Feiertag kommen.
Jetzt, wo es wärmer wird, haben wir nicht mehr so viel Kleidung dabei. Auch Vorbestellungen nehmen wir nicht mehr an. Sie erhalten bei Nachfrage das, was auf dem Wagen ist. Nur echte Notfälle merken wir uns und kümmern uns darum, schnellstens Abhilfe schaffen zu können.
Wir haben auch neu eingeführt, dass wir Buch führen über das, was wir rausgeben. Damit wollen wir verhindern, dass manche sich bei uns permanent versorgen lassen, während andere leer ausgehen.
Unsere Erfahrung hat dies nötig werden lassen. In Zukunft können wir damit überprüfen, wann jemand zuletzt versorgt worden ist. Das erfordert von unseren Leuten dann ein wenig Geduld am Bollerwagen, sie werden in Ruhe, einzeln und nacheinander versorgt. Aber sie haben es gleich akzeptiert und es gab keine Probleme. Schließlich kennen sie dieses Vorgehen ja auch aus der Kleiderkammer.
Ein Mann bat für sich und einen Freund um Socken und Poloshirts. Als wir ihn dann auch noch mit Brot und Gebäck versorgten, war er sehr dankbar. Später, an der Post kam er nochmal auf uns zu in Begleitung eines weiteren Herrn. Dies sei nicht der Freund, für den er Kleidung mitgenommen hätte, aber er bräuchte unbedingt noch eine Jacke. Jener hatte sich wohl nicht getraut, uns darum zu bitten und deshalb sorgte er jetzt für ihn und tatsächlich hatten wir eine einzige Jacke dabei, und die war genau in seiner Größe. Perfekt!
Wir genossen die Sonne auf dem Platz und es war eine fröhliche Stimmung. Und dann stand plötzlich unser Klaus vor uns und brachte uns einen Strauß Tulpen, den wir bitte untereinander aufteilen sollten. Wie schon nach der letzten Tour schmückt also bei uns zu Hause jetzt wieder eine Tulpe unseren Tisch und lässt uns auch daheim an unsere Lieben denken. Ja, Jungens, daran könnten wir uns gewöhnen! ;-)
Schweren Herzens verließen wir dann aber doch diesen sonnigen Platz und machten uns auf den Weg zur Marktkirche. Mittlerweile halfen einige unserer Gäste und wir Frauen brauchten gar nichts Schweres zu ziehen.
Ingrid lief noch schnell zu unserem Innenstadt-Lager, um für eventuelle Fälle noch Fischdosen zu besorgen und Schuhe brachte sie von dort auch noch mit.
Dann kam noch weitere Verstärkung. Olli stand plötzlich vor uns und begleitete uns dann für den Rest der Tour.
Der Andrang war nicht so groß, was uns ermöglichte, in Ruhe auszuteilen und auch Gespräche zu führen. Es war eine fröhliche Stimmung. Das gute Wetter und dieser köstliche Eintopf wirkten sich aus. Es wurde auch viel gescherzt und gelacht.
Genau so war es dann wenig später auch am Willy-Brandt-Platz.
Ein junger Mann kam auf uns zu und erzählte uns, dass er einen Platz in einer Notschlafstelle habe, diesen aber in 14 Tagen verlassen müsste, da diese Plätze ja immer zeitlich begrenzt sind. Ob wir ihm raten könnten, wo er sich dann hin wenden könne. Wir gaben ihn einen von den Zetteln mit, die unser Micha mal angefertigt hatte mit allen Kontaktadressen. Aber es wird schwierig für ihn werden.
Es steht zu befürchten, dass wir ihn in 2 Wochen dann mit Isomatte und Schlafsack ausstatten müssen, weil er nirgendwo unterkommt und draußen übernachten muss.
Und dann erlebten wir noch eine Überraschung. Benjamin stand plötzlich vor uns, ein früherer Tourengänger. Gleich mischte er mit wie zu alten Zeiten. Klasse!
Einen Herrn konnten wir noch mit einer Strickjacke und einem schönen T-Shirt ausstatten. Er war ganz stolz, dass er zum Feiertag nun so schöne Kleidung hat.
Zwei süße Fellnasen wurden ebenfalls versorgt, Bonni, eine große zottelige Hündin, die sogar Pfötchen gibt, wenn man ihr Leckerlis reicht, und Moritz, der ganz hektisch schnupperte, ob unser Bollerwagen nicht noch mehr Leckerlis abwirft. Ihre Halterin hat Bonni vor einem halben Jahr übernommen, als Menschen sie aus dem Auto warfen und ertränken wollten. Sie hat so eine Panik, sie wieder hergeben zu müssen, dass sie mich gebeten hat, keine Fotos von diesen netten Tieren zu veröffentlichen. Schade eigentlich! Ihr hättet auch Spaß an ihnen gehabt.
Als wir uns auf den Rückweg machten, begegnete uns noch F., der nach gelungener Therapie nun auf einen Platz im Betreuten Wohnen in einer anderen Stadt wartet. Durch Erkrankung des zuständigen Sozialarbeiters hat sich das Ganze leider verzögert. Nun hoffen wir, dass sich bald etwas tut, denn er will alle Zelte hier in Essen abreißen und ganz neu anfangen, um nicht wieder gefährdet zu sein, durch alte Kontakte nochmal abzurutschen.
Vor Abia machten wir uns an die Reinigung des Fahrrades. Tatsächlich war alles leer, dabei waren die Behälter bis zum Rand voll gewesen und wir hatten sogar nochmal 4 Konservendosen nachgefüllt.
Aber so ist es ja eigentlich immer, wenn so lecker und liebevoll frisch gekocht wurde.
Ihr ahnt gar nicht, liebe Leute vom Sengelmannshof und an anderen Tagen auch vom Bonner Hof und von der Realschule am Schloss Borbeck, was ihr damit auch für die Seele dieser Menschen tut!!!
Als wir die Rheinische Straße entlangzogen, um alles zurück zum Schuppen zu bringen, wurden wir plötzlich von einem Radfahrer überholt, der dann bremste und abstieg. „Sie versorgen doch die Obdachlosen in der Stadt, oder? Wie finanzieren Sie das?“ Als wir ihm sagten, dass es über Spenden geschieht, zückte er seine Geldbörse und überreichte Ingrid 10 €.
Das war dann der krönende Abschluss des Abends und um 22:30 Uhr waren wir schließlich alle auf dem Heimweg nach einer schönen, entspannten Tour mir vielen netten Begegnungen.