Warm durch die Nacht - Tourbericht 20.05.2016 von Veronika
wären sie alte Freunde, sowohl untereinander als auch mit den Obdachlosen. Julia vergaß das Fotografieren und saß mit den Jungs auf den Treppenstufen und ließ sich ihre Geschichten erzählen, Gerrit und Micha wurden von unserem Philosophen K. zugetextet, der heute mal wieder besonders gesprächig war und die beiden mit seinen kuriosen Texten ständig zum Lachen brachte und Ellen, Anna Lena und Silvia gingen so offen und freundlich auf unsere Jungs zu, dass diese direkt so vertrauensvoll mit ihnen redeten, als wären sie alte Bekannte.
Es war eine schöne Atmosphäre, und die fünf Neuen haben einen Super-Einstieg hingelegt!
Bereits am Nord haben wir so viele Leute versorgt, dass wir Ingrid anrufen mussten, die dann bei Real für Suppen-Nachschub sorgte. Dann gingen auch noch die Löffel aus, aber U. bot seine Hilfe an und sauste sofort los, um Löffel nachzukaufen. So ist es inzwischen, die Jungs helfen uns, und wenn wir uns verabschieden, bedanken wir uns alle gegenseitig!
Unser I. erschien und teilte uns freudestrahlend mit, dass er ab nächster Woche eine Wohnung hat. Dann werden wir mal das Lager durchsuchen und einiges für ihn sammeln, denn er braucht jetzt wirklich alles.
Es gab bei dieser Tour wieder alles: Große Freude, viele Probleme, lustige Geschichten, gaaaaanz viele Umarmungen, große Dankbarkeit… ja, einmal war ich auch sehr gerührt, obwohl mich alten Hasen ja eigentlich nichts so schnell erschüttern kann. Als ich meine Arme ausstreckte und stöhnte: „Autsch… tun mir die Arme jetzt weh…“, da schaute mich ein Mann an, den ich noch nie am Suppenfahrrad gesehen hatte, und sagte mit ernstem Gesicht zu mir: „Das sind nicht deine Arme – das sind deine Flügel, denn du bist heilig.“ Ich habe immer noch einen Kloß im Hals und denke ständig darüber nach, wie groß die Dankbarkeit bei manchen sein muss und wie groß infolgedessen unsere moralische Verantwortung diesen Menschen gegenüber ist!
Für mich steht deshalb fest, dass ich diese Arbeit nie mehr aufgeben kann! Wir machten noch, wie üblich, Halt an der Marktkirche, von einem ganzen Tross begleitet.
Einmal fuhr ein Polizeiauto neben uns her, und die Beamten guckten neugierig heraus. Haha, ich glaube, sie waren sich nicht sicher, ob wir nicht eine unangemeldete Demo waren, so viele waren wir!
Wir entschlossen uns dann noch, obwohl es spät war, bis zum Willi-Brandt-Platz zu ziehen, und das war auch gut so, denn auch dort hatten wir noch einige Gäste.
Fabienne musste sich verabschieden, weil sie zur Arbeit musste, und auch Julia ging Richtung Hauptbahnhof. Anna Lena und Ellen gingen noch ein Stück mit zurück und verabschiedeten sich dann auch. Gerrit und Silvia versprachen aber, bis zum Ende dabeizubleiben, so dass wir keine Sorge hatten, wie wir den Fuhrpark zurückbringen sollten, außerdem waren ja U. und Micha auch noch dabei.
Auch auf dem Rückweg gab es, wie immer, noch einige hungrige Menschen, und so war dann schließlich alles leer, als wir das Fahrrad und die Wagen zurückbrachten.
Wir verabschiedeten uns alle mit einem guten, zufriedenen Gefühl, denn diese Tour war wirklich ein Zusammentreffen von Fremden, die wohl in Zukunft Freunde sein werden.
Ich habe heute Morgen auch schon WhatsApp-Nachrichten und PN‘s von unseren neuen Helfern bekommen, und ich weiß, dass sie alle wiederkommen werden!