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Obdachlosenbotschaft - Neues vom 11.12.2016

auf der Straße. Mit schrecklichen ersten zwei Lebensjahren wurde der Grundstein für ein bis jetzt nicht normales Leben gelegt.  Sie wurde im Herbst festgenommen, weil gegen sie Anzeigen vorlagen. Anzeigen wegen, aus unserer Sicht, Armutsdelikten. Innerhalb von 2,5 Jahren ist sie 29 mal schwarzgefahren. Schwarzgefahren für Methadon, vielleicht auch für andere Drogen. Sie hat in der Zeit nie Hartz IV oder Ähnliches bezogen.
Hier kann man sicherlich über das Für und Wider streiten. Aber bevor sich die Gesellschaft den Kopf über ein bedingungsloses Grundeinkommen zermartert, wie wäre es mit einer Debatte, den ÖPNV kostenlos für jeden Menschen zu gestalten? Damit eine Omi keinen Fahrschein am für sie unübersichtlichen Automaten mehr ziehen muss? Damit Kinder nicht vom Busfahrer auf die Straße gesetzt werden, weil sie ihr Schoko-Ticket zu Hause vergessen haben? Damit der Mensch mit Migrationshintergrund, der nicht versteht, dass Deutsche Bahn Tickets abgestempelt sind und EVAG Tickets nicht (oder war es umgekehrt?), nicht bestraft wird. Aber auch, damit für den Wohnungslosen, der vielleicht doch den Versuch unternimmt, zum Job-Center zu gehen, um aus seiner Misere herauszukommen, eine Möglichkeit zur Fahrt besteht? Sozialromantik? Ja, aber Romantik und sozial hat den Menschen noch nie geschadet.
Zurück zu Carola*. Sie wurde festgenommen und ihre Gewahrsamsfähigkeit wurde vom Amtsarzt in Zweifel gestellt. So kam sie in das Justizvollzugskrankenhaus. Das Gute daran ist, dass sie dort operiert und nach deutschem, hochwertigem Standard versorgt wird. Ihr Bein -mittlerweile bestand wieder die Gefahr, dass sie es verliert- wird in der Klinik von Tag zu Tag besser. Auch die erkennbaren Erfrierungen nehmen ab.
Wie stehen die Erfolgsaussichten für so einen jungen Menschen, wieder in das für viele von uns „normale Leben“ zurückzukehren? Der Richter ist der Staatsanwaltschaft gefolgt, dass die Sozialprognose negativ ist. Wir hoffen, dass sie nicht noch weitere „Runden drehen“ muss und ihr Wunsch nach Ausstieg und Lebensveränderung ernst gemeint ist und nachhaltig angegangen wird. Sie wurde zu 6 Monaten verurteilt.  Wenigstens kann die Behandlung im Krankenhaus konsequent fortgeführt werden. Aus unserer Sicht der einzige Lichtblick.
Der nächste Prozess ist im Erwachsenenstrafrecht. Das ist nochmal eine ganz andere Nummer. Und wir werden auch dann für sie da sein. In der Hoffnung, dass sie auch wirklich ihr Leben ändern möchte. Aus freien Stücken.

*Name geändert oder auch nicht.

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