Warum mache ich das? Petras Geschichte
zu weinen. Ich habe ihn in den Arm genommen und uns ein Plätzchen gesucht, wo wir uns hinsetzen und ungestört unterhalten können. Simone begleitete uns. Sturzbäche liefen A. die Wangen runter, während er seine Geschichte erzählte. Er lebt seit 31 Jahren auf der Straße und war die letzten 4 Jahre im Knast wegen Beschaffungskriminalität und Körperverletzung. Sein großes Problem ist, wenn er unter Alkoholeinfluss "angemacht" wird, wird er richtig aggressiv und schlägt drauf los. Das möchte ich hier keinesfalls schönreden. Aber ich ziehe meinen Hut vor seiner Offenheit uns gegenüber. Und Alkoholismus ist nunmal eine Erkrankung. Kurz vor seiner Haftentlassung hat A. erfahren müssen, dass seine geliebte Frau plötzlich verstorben ist. Sie wurde erst nach 16 Tagen tot in ihrer Wohnung gefunden. Sie war das Einzige, worauf er sich im Knast gefreut hat. Er hat sie sehr geliebt. Und der Gedanke, dass sie so einsam gegangen ist und es niemanden interessiert hat, tut sehr, sehr weh! Simone hat ihm sehr viel Mut zugesprochen und auch ein paar unschöne Dinge aus ihrem Leben erzählt. Als sie sagte, dass sie bei Essen packt an! tolle wichtige Freunde gefunden hat, berührte mich das auch sehr. Wir haben A. die Telefonnummer von Katharina, unserer Obdachlosenbotschafterin, aufgeschrieben und uns ebenfalls den Namen seiner Bewährungshelferin aufgeschrieben. Und als Anlaufstelle haben wir ihm noch den Standort der WiederbrauchBAR erklärt. Nach dem Tränenausbruch haben wir sogar zusammen gelacht und uns noch ein paar Mal feste gedrückt! A. hat mit Tränen in den Augen immer wieder gesagt, dass wir wunderbar sind und Gott uns zu ihm geschickt hat.
Als er mich fragte, warum ich das mache, habe ich ihm geantwortet: "Weil genau du uns gerade brauchst!"