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Obdachlosenbotschaft - Neues vom 07.04.2016


als wir nach 1,5 Wochen endlich wussten wo er war kam aber schon das nächste Problem.

Ich brauchte eine Besuchererlaubnis und hatte so was noch nicht gemacht, selber im Gefängnis war ich schon aber ich
stand noch nie auf der anderen Seite, besonders was Auslieferungshaft angeht,
also erst mal schnell in Erfahrung gebracht was ich tun muss und wie es 100% klappt und einen zum dolmetschen gesucht,
Maja schnell ist gut ich hab für das echt gedacht ich hätte Jura studieren sollen.

Aber die Obdachlosenbotschaft beinhaltet so viele verschiedene Felder das man eh ständig dazu lernt und nie alles weiß,
wenn man denkt, ahh jetzt hab ichs...dann kommt das nächste Problem aber Problem sind dafür da gelöst zu werden.

Die Suche, nach dem Dolmetscher, haben hier bestimmt einige mitbekommen und ich bedanke mich recht herzlich bei den vielen Zuschriften,
die dann wirklich helfen wollte und bei dem netten Mitfahrer, der dann mit zur JVA kam und mir sehr geholfen hat,
die Sprachlichen Hürden zu meistern um ganz wichtige Sachen wirklich sicher richtig zu verstehen und auch verständlich zu machen.

Leider "vergassen" alle Stellen mir das wichtigste mitzuteilen.....also bekam ich nach 1,5 Wochen Bearbeitzeit, beim
Oberlandesgericht, einen Brief zurück das ich noch die Kopien der Besucherwilligen Personen einreichen muss *arg*

Also ganz "schnell" kopiert und los geschickt und mittlerweile echt die Daumen gedrückt, dass ich noch rechtzeitig
die Erlaubnis bekomme um ihn noch Besuchen zu können, bevor er ausgewiesen wird.

Zusammen waren es dann insgesamt fast 3 Wochen die man versuchte ihn zu finden und die Besuchererlaubnis zu kriegen.

Zwischenzeitlich mehrere Briefe an den Betroffenen geschickt (Danke für die, die mir die Briefe auf Polnisch übersetzt
haben) um zu gucken ob ich ihm wie anders noch helfen kann und um ihm zu zeigen "du wirst nicht hängen gelassen".

Dann bekam ich vorletzten Dienstag einen Brief von dem Betroffenen selber an meine Adresse geschickt, also schon mal Kontakt
nach mittlerweile fast 4 Wochen, was mir allerdings sofort auffiel der Brief war nicht aus der JVA auf die ich eine
Besuchererlaubnis ausgestellt bekommen soll, sondern fast 100km entfernt.
Also es war für mich klar das ich auch den Weg fahre aber ohne richtige Besuchererlaubnis wäre das hinfällig.

Letzten Mittwoch Mittag hatte ich dann endlich!! die Besuchererlaubnis in der Hand, nur auf die falsche JVA ausgestellt...also
in der JVA Essen angerufen und in der JVA wo er sich zu dem Zeitpunkt befand und dort abgeklärt das wir trotzdem zum Besuch dürfen.

Leider konnte ich dann erst Donnerstag einen Besuchertermin machen und der Montag fiel, wegen Ostermontag, als Besuchertag ja eh schon weg.
Hab noch mit den Mitbesucher zum dolmetschen abgeklärt wann es am besten für ihn passt.
Dann hatte wir Donnerstag Mittag endlich den Besuchertermin für Mittwoch (letzte Woche).

Letzte Woche Mittwoch war es dann endlich soweit, sehr früh aus dem Bett gefallen und den Mitfahrer abgeholt, weiß nicht ob es Lok ist
ihn und andere Helfer namentlich zu nennen darum lass ichs, und auf zum Besuch.

Den Besuch kann ich natürlich nicht wieder geben, nur so viel das ist der erste "Fall" der mich echt noch privat beschäftigt,
sonst kann ich immer sehr gut trennen was privat und Obdachlosenbotschaft ist und trotz das die Schicksale schlimm sind schlafe ich Nachts sehr gut
aber in diesem Fall war es anders und ich selber musste lernen damit umzugehen und es nicht zu nah an mich ran zu lassen.

Sergi musste auch erstmals nach fragen ob wir jetzt wirklich nur für ihn die lange Fahrt aus Essen aufgenommen haben
um ihn zu besuchen....Ja klar warum nicht, geht nicht gibts nicht und wenn ich mir was in den Kopf setzte dann wird gekämpft bis ich es erreiche.
Man hat gesehen ihm tat es gut, dass da jemand war der sich dafür interessiert, wie es ihm geht, wie es weiter geht und ihn nicht
einfach vergisst...nach dem Motto, aus den Augen aus dem Sinn.

Wir haben dann noch abgeklärt das ich auch in Polen weiter zu ihm Kontakt halten kann, ja meine Arbeit ist auch Landesübergreifend,
ich persönlich finde es viel zu wichtig als das ich sage, och da ist die Grenze ab da komm selber klar.

Wieder zuhause waren es dann doch ziemlich viele Eindrücke die verarbeitet werden mussten, am nächsten Tag bin ich in mein "Büro",
(danke übrigens an meine liebe Kellnerin) um einen erneuten Besucherantrag fertig zu machen und abzuschicken.
Es war ungefähr die Hälfte davon fertig, da bekam ich eine SMS.....
Sie war von der Anwältin, die uns so toll geholfen hatte, mit der Nachricht das der Auslieferungshaftbefehl am nächsten Tag verkündet wird!!

Also brauchte ich keinen erneuten Besucherantrag mehr zu stellen

Muß aber ehrlich sagen ich bin so froh es noch geschafft zu haben Sergi zu besuchen und ihm zu zeigen auch hier ist die Obdachlosenbotschaft noch für dich da.

Wie gesagt werde ich mich auch weiter darum kümmern und Warm durch die Nacht hilft dabei


Das war nochmal ein kleiner Einblick in meine Arbeit.
Ich hoffe es war nicht zu langweilig zu lesen


Ganz großen dank an alle die mich darin unterstützt haben, besonders an Mario der mich begleitet hat und dolmetschte

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